Derby im Ruhrgebiet Eine Derby ohne Langeweile

Dortmund. Seit 1925 gibt es das Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 bereits. Und eines hat es bei „der Mutter aller Derbys“ noch nie gegeben: Langeweile. Auch in diesem Jahr steckt wieder viel Brisanz in der 149. Pflichtspielbegegnung — und es stellen sich einige Fragen.

Auch das gibts: Freundschaft zwischen Schwarzgelb und Blauweiß.

Auch das gibts: Freundschaft zwischen Schwarzgelb und Blauweiß.

Foto: Caroline Seidel

Die Schalker haben was die jüngere Vergangenheit angeht deutlichen Nachholbedarf. Vier Jahre ist es her, dass die Schalker beim BVB einen Sieg herausspielen konnten. Der mittlerweile zum 1. FC Köln abgewanderte Marco Höger erzielte den entscheidenden Treffer zum 2:1 des S04 mit einem mächtigen Sololauf. Lange ist es her. Seitdem haben sich die Klubs noch weiter voneinander entfernt. Während die Dortmunder nach wie vor als zweite Kraft hinter dem FC Bayern München in Deutschland gelten, stell sich in Gelsenkirchen die Frage, welches Leistungspotenzial die aktuelle Mannschaft eigentlich hat. Der Fehlstart mit fünf Niederlagen in Folge hat zumindest die Zweifler bestärkt, dass die Schalker weit von einer Spitzenmannschaft entfernt sind.

Der Trend ist Schalkes Lichtblick. Aus den wettbewerbsübergreifend sechs jüngsten Pflichtspielen hat die Mannschaft von Markus Weinzierl fünf Siege und einen Remis herausgeholt. Mit lediglich sieben Punkten in der Bundesliga hinkt der Ruhrgebietsklub der Musik in den oberen Tabellenregionen aber noch beträchtlich hinterher. Der Trainer schient der Mannschaft seine Vorstellungen von aggressivem Fußball näher gebracht zu haben und sieht sich mittlerweile ganz in der Nähe der Leistungsfähigkeit des ungeliebten Gegners. „Dieses Spiel werden die Details entscheiden. Und diese drei Punkte wären für uns ganz wichtig“, sagte Weinzierl am Tag vor der Begegnung. Bei den Schalkern stehen alle Spieler zur Verfügung.

Die grundsätzlich höhere Qualität des Kaders spricht für die Dortmunder, die zudem im heimischen Stadion in dieser Spielzeit noch ungeschlagen sind. Die Verletztenmisere mit teilweise bis zu zehn Ausfällen hat die verbliebene Mannschaft allerdings Substanz gekostet. Allerdings besteht für den BVB Hoffnung, dass Leistungsträger zurückkehren werden. Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (Wadenprobleme) dürfte wieder dabei sein. "Bei Aubameyang gehe ich fest davon aus“, sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel. André Schürrle (Innenbanddehnung im Knie) und Raphael Guerreiro (Muskelfaserriss) sind gestern erst ins Mannschaftstraining eingestiegen. „Da müssen wir abwarten, das wird ganz knapp“, so Tuchel.

Fehlanzeige. Im Gegenteil, es ist fast schon Kuschelkurs angesagt. Schalke-Mannager Christian Heidel und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sind seit längerer Zeit befreundet. „Ich wollte ihn noch vor dem Spiel anrufen“, sagt Heidel. „Dass es ein besonderes Spiel ist, werde ich am Samstag am Spielfeldrand merken“, sagt BVB-Trainer Tuchel. Lediglich Schalkes Teammanager Axel Schuster scheint einen konkreten Auftrag eines Fans mit Konfliktpotenzial bekommen zu haben. Der Bofrost-Mann habe an der Haustür „einen Sieg“ bei ihm bestellt, teilte Schuster mit. Bei Nichterfüllung könnte zumindest von dieser Seite Ärger drohen.

Diese Begegnungen bleiben bei beiden Fanlagern Höhepunkte des Jahres. Leider sind auch immer wieder Unbelehrbare dabei, die aus einer gesunden Rivalität handfeste Auseinandersetzungen machen. Deshalb werden diese Partien auch in der unerfreulichen Kategorie „Hochsicherheitsspiel“ geführt. Wie in den vergangenen Jahren müssen die Anhänger beider Lager auf getrennten Wegen anreisen, um mögliche Provokationen schon vor dem Stadion zu unterbinden. 7000 Schalke-Fans werden am Samstagabend unter den insgesamt 80.000 Zuschauern im Dortmunder Stadion dabei sein.

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