Ein Präsident unter Druck

In Mönchengladbach kämpfen nicht nur Michael Frontzeck und Max Eberl.

La Cala de Mijas. Präsident Rolf Königs hat sich im spanischen Trainingslager der Gladbacher Borussia höchstpersönlich ein Bild von der täglichen Arbeit der VfL-Profis gemacht. Aber nicht nur er, auch seine Vizepräsidenten Rainer Bonhof und Siegfried Söllner sowie eine Sponsoren-Delegation waren an die Costa del Sol gereist, um Trainer Michael Frontzeck über die Schulter zu schauen.

Beim Schlusslicht der Fußball-Bundesliga — heute geht es wieder zurück nach Deutschland — werden alle Kräfte für die Mission Klassenerhalt gebündelt. Am Freitagabend gab es ein 0:0 im Test gegen den VfL Wolfsburg. Nun wartet eine brutale Rückrunde. Mindestens 25 Punkte müssen her, damit die Gladbacher im Kampf um den Klassenerhalt noch Chancen haben. Das letzte Mal, dass Borussia eine fulminante Aufholjagd starten konnte, liegt schon 14 Jahre zurück. In der Rückrunde 1997 schafften die Borussen 28 Zähler, hatten zuvor auf Hannes Bongartz gegen Bernd Krauss getauscht. Diesen Schritt haben die Bosse diesmal nicht gewählt, das Vertrauen in Michael Frontzeck und Sportdirektor Max Eberl sei ungebrochen, heißt es. Nur wie lange noch? Bei weiteren Niederlagen gleich zum Rückrundenauftakt dürften auch die Entscheider ins Grübeln kommen. „Wir müssen die Klasse halten“, betont Königs und ergänzt: „Wir haben auf Vorschlag von Max Eberl auch jetzt am Trainer festgehalten — diesen Vertrauens-Vorschuss müssen beide zurückzahlen.“

Klar ist jedoch auch: Je länger die sportliche Talfahrt anhält, umso mehr gerät der erfolgreiche Textilunternehmer Königs selbst unter Druck. Zwar hat Königs die einst hochverschuldete Borussia zu einem soliden Wirtschaftsunternehmen reformiert, der sportliche Erfolg ist in seiner Amtszeit aber ausgeblieben. Neben der „Initiative Borussia“ strebt nun auch eine „Mitgliederoffensive 2007/2011“ Strukturänderungen bei Borussia an. Das Machtgefüge des Präsidenten soll beschnitten werden. „Es ist völlig verständlich, dass nach der katastrophalen Hinrunde Kritik kommt“, sagt Königs. An Rücktritt im Falle des dritten Abstieges der Vereinsgeschichte denkt Königs derzeit offenbar nicht. Sollte jedoch die Opposition mächtiger werden und mit Satzungsänderungen bei der Mehrheit der Mitglieder offene Türen einrennen, droht die Ära Königs beim VfL Borussia vorzeitig zu enden.

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