Die alten Haudegen schenken Schaaf den 200. Sieg

Bremen (dpa) - Das Last-Minute-Siegtor von Torsten Frings setzte in Bremen fast vergessene Gefühle frei. Die Werder-Fans riss es von den Sitzen, die Spieler tanzten - und Werder-Clubchef Klaus Allofs nahm den Kapitän kurz danach in den Katakomben des Weserstadions freudestrahlend in die Arme.

„Wir haben uns riesig gefreut und gefeiert, als wären wir Weltpokal-Sieger geworden“, sagte Claudio Pizarro (36.), der zweite Bremer Torschütze beim 2:1-Sieg gegen 1899 Hoffenheim. Zum Rückrundenstart schossen damit die alten Männer den strauchelnden Club aus der Krise, schenkten ihrem Trainer Thomas Schaaf den 200. Sieg in der Fußball-Bundesliga und verdarben Hoffenheims Coach Marco Pezzaiuoli den Einstand.

„Es war ein Super-Tor“, schwärmte der 32 Jahre alte Pizarro über den 28-Meter-Hammer des 34-jährigen Frings unmittelbar vor dem Schlusspfiff. „Torsten hat gezeigt, dass er wieder da ist.“ Das gilt mit Einschränkungen für das gesamte Team, das nach dem Absturz in der Hinrunde und den peinlichen Pleiten in der Vorbereitung zumindest kämpferisch überzeugte. Das gilt aber besonders für die beiden Routiniers, die die beiden besten Spieler auf dem Platz waren. Passend dazu machte auch der 33-jährige Mikael Silvestre, bisher heftig kritisiert, sein bestes Saisonspiel.

„Es ist wichtig, dass ein Kapitän Verantwortung übernimmt“, kommentierte Allofs, der nach dem späten Ausgleich von Boris Vukcevic (87.) nicht mehr von einem Sieg zu träumen gewagt hatte. Über den auslaufenden Kontrakt von Frings sagte er: „Wir thematisieren jetzt nicht die Vertragsverlängerung.“ Allofs will abwarten, „bis wir wissen, wo es sportlich hingeht“. Auch dem Clubchef ist klar: Der Sieg gegen Hoffenheim war ein erster Schritt aus der Krise, mehr nicht. Werder bleibt vorerst im Abstiegskampf.

„Es waren für uns drei unglaublich wichtige Punkte“, erklärte Pizarro. „Gerade von der psychologischen Seite her. Das konnte man ja bei unserem Torjubel zum 2:1 sehen. Da ist eine Menge Druck abgefallen.“ Die hart erkämpften Zähler geben den Bremern Ruhe, die unterschwellige Trainerdiskussion hat sich damit erstmal erledigt.

Mit dem Bremer Spiel der vergangenen Jahre, das auch Fans anderer Vereine begeisterte, hatte die Vorstellung gegen die nur anfangs ordentlich spielenden Hoffenheimer allerdings wenig zu tun. „Es wäre überraschend gewesen, wenn wir gezaubert hätten“, kommentierte Trainer Schaaf nach seinem Jubiläums-Sieg, der einer der schmucklosesten seiner Karriere war. Schaaf lobte vor allem den starken Frings: „Er hat die Dinge gezeigt, für die er steht. Sich wehren, gegen Widerstände arbeiten, sich nicht alles gefallen lassen. Das alles hat er eindrucksvoll bewiesen.“

Schöne Spiele sind von den Bremern derzeit nicht zu erwarten. Kampf und Leidenschaft, in der Hinrunde vermisste Primärtugenden des Fußballs, stehen im Vordergrund. „Wir können nur so erfolgreich sein, das ist die Grundlage“, lautete Allofs' Devise. So wie gegen Hoffenheim: „Wir haben viele Aktionen über Willensstärke und Einsatz gelöst, nicht spielerisch.“ Für Werder gilt trotz des Sieges weiterhin: „Wenn man unten drinsteht, geht es nur so.“

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