Der VfB Stuttgart und das liebe Geld

Stuttgart (dpa) - Ohne die Zahl 20 hätte es die Wutrede von Bruno Labbadia vermutlich nicht gegeben. Anfang Oktober verschaffte sich der Trainer des VfB Stuttgart nach dem 2:2 in der Fußball-Bundesliga gegen Bayer Leverkusen richtig Luft.

Was ihn auf die Palme brachte? Die zunehmende Kritik an seiner Arbeit. Worin er die Hauptursache dafür sah? Am strengen Konsolidierungskurs des Meisters von 2007, der Labbadia keine großen Sprünge auf dem Transfermarkt erlaubte.

„Wir haben knapp 20 Millionen Euro an Etatsenkung mitgemacht. Wir haben einen zweistelligen Millionen-Betrag einnehmen müssen“, keifte Labbadia damals mit Blick auf die Zeit seit seinem Amtsantritt im Dezember 2010. „Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn ein Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung. Das muss man ganz klar sagen.“

Unmissverständlich ist auch der Kurs des VfB Stuttgart. „Um überlebensfähig zu bleiben, sind wir gezwungen, Spieler auszubilden und einen Teil zu halten und einen Teil zu verkaufen“, sagte Präsident Gerd Mäuser Mitte April bei der Mitgliederversammlung. Große Sprünge sind in diesem Konzept nicht vorgesehen. Trotz eines Umsatzes von 117 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2011 und einem Gewinn von 70 800 Euro ist Maßhalten angesagt. Sexy ist das nicht, dafür schwäbisch bodenständig.

Der dreimalige DFB-Pokalsieger hat harte Einschnitte hinter sich. Die Champagner-Zeiten mit Champions League und üppigen Gagen der Europäischen Fußball-Union gab es schließlich das letzte Mal 2009/10. Erst gegen den FC Barcelona war im Achtelfinale Schluss.

Trotz Minikaders überwintert der VfB aber in der Bundesliga auf Rang neun, mit dem Erreichen der Europa-League-Zwischenrunde hat er mindestens 2,3 Millionen Euro sicher. Alleine die Teilnahme an der Königsklasse hätte jedoch 8,6 Millionen Euro garantiert.

Das böse Erwachen erlebt so mancher Bundesligist im Jahr eins nach der Champions League. Wird der Einzug in die Königsklasse verpasst, muss in der Regel ein großer Kader mit dem Premiumwettbewerb entsprechenden Gehältern entlohnt werden. Schrammt der Club auch in der zweiten Saison an der Champions League vorbei, ist eine Abwärtsspirale meist schon vorprogrammiert. Da helfen dann manchmal auch keine 30 Millionen Euro Ablöse wie 2009 für Mario Gomez (FC Bayern München), um sportlich und finanziell auf Kurs zu bleiben.

Der Kaufrausch zu Saisonbeginn fiel jedenfalls aus. Im Sommer wurden stattdessen Julian Schieber (Borussia Dortmund) und Timo Gebhart (1. FC Nürnberg) für rund 6,5 Millionen Euro abgegeben. Dafür kam unter anderen Tim Hoogland (FC Schalke 04) für 300 000 Euro. Im Vorgriff auf die Saison war noch im Januar Vedad Ibisevic (TSG 1899 Hoffenheim) für rund fünf Millionen Euro an den Neckar gewechselt.

Solche Transfers werden vermutlich vorerst die Ausnahme bleiben. Der VfB geht in erster Linie den Weg der Jugend - bis zum Oktober 2014 soll für fast 13 Millionen Euro ein neues Nachwuchszentrum entstehen. Labbadia wird aber angesichts der beabsichtigten Vertragsverlängerung mit ihm auf externe Kräfte pochen.

Dass der Weg des VfB auch für andere Clubs interessant ist, zeigt sich vielleicht in einer Personalie. Diplom-Betriebswirt Alexander Wehrle wechselt nach dem schon länger feststehenden Ausscheiden der Geschäftsführer Claus Horstmann und Oliver Leki beim 1. FC Köln zu den Rheinländern. „Wir suchen intensiv einen Nachfolger“, sagt Mäuser. Vorstandsreferent Wehrle solle diesen noch einarbeiten, dann könne er gehen. So läuft es eben bisweilen beim VfB: hochpäppeln und dann abgeben.

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