Der nette Dutt wird böse - Kein „Größenwahn“ beim FCA

Augsburg (dpa) - Robin Dutt platzte nach seiner ersten Niederlage als Bundesliga-Trainer gegen den FC Augsburg der Kragen.

Der nette Dutt wird böse - Kein „Größenwahn“ beim FCA
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Der 49-Jährige ging nach der alarmierenden 1:3 (1:1)-Niederlage beim Überraschungsteam der Bundesliga deutlich auf Distanz zu seinen Spielern und kündigte das Ende des netten Herrn Dutt in Bremen an. „Ich bin einigermaßen sauer - und das ist noch untertrieben“, raunte der Fußballlehrer und musste sich im Augsburger Presseraum selbst zügeln, damit ihm in der ersten Erregung „kein falsches Wort“ über die Lippen kam.

Vielmehr kündigte er „Klartext“ hinter verschlossenen Türen bei der Aufarbeitung der neunten Saisonniederlage von Werder an sowie Konsequenzen für die größten Versager von Augsburg: „Intern werden sich einige auf etwas einstellen müssen“, drohte Dutt. Namen mochte er nicht nennen, aber die Liste der Akteure, mit denen er sehr ernsthaft über ihre Berufsauffassung werde sprechen müssen, „ist nicht allzu klein“.

Nicht nur Gelb-Rot-Sünder Santiago Garcia, der mit seinem Platzverweis in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die Niederlage maßgeblich befördert hatte, dürfte sich einiges anhören müssen. Immerhin ist die Lage bei den Hanseaten „ernst“, wie Dutt mit Blick auf die kommenden Heimaufgaben gegen Dortmund und Gladbach betonte. „Noch haben wir es selbst in der Hand, noch stehen wir in der Tabelle über dem Strich. Das ist ein Gut, das wir nicht verschwenden sollten“, mahnte Aushilfskapitän Sebastian Prödl.

Das Glück des frühen Augsburger Eigentores von Jan-Ingwer Callsen- Bracker beflügelte allein die Hausherren. „Das war ein Weckruf“, meinte Trainer Markus Weinzierl. Tobias Werner (11. Minute), Halil Altintop (49.) und André Hahn (55.) wendeten vor 28 313 Zuschauern eine ganz und gar einseitige Partie. „Wir waren die ganze Zeit am Drücker“, resümierte Callsen-Bracker stolz nach dem Rekordspiel: Vier Heimsiege und sieben Partien ohne Niederlage in Serie gelangen dem FCA erstmals in der Bundesliga. „Augsburg ist ein eingespieltes und homogenes Team“, erklärte Werder-Manager Eichin und benannte damit Merkmale, die der eigenen Mannschaft komplett fehl(t)en.

Die Bremer schauen besorgt Richtung Tabellenende, was die Augsburger nur noch öffentlich tun müssen. Bei 28 Punkten und Platz neun stimmten die Fans „Europapokal“-Rufe an. Verantwortliche und Spieler schlossen sich den Europa-League-Fantasien (noch) nicht an. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, zu träumen anzufangen“, bemerkte Manager Stefan Reuter. „Wir wollen den Lauf, den wir haben, laufen lassen und frühzeitig den Klassenerhalt feiern“, sagte Trainer Markus Weinzierl, der ein Team mit System und Seele geformt hat.

„Größenwahn“ werde nicht aufkommen, versicherte Daniel Baier, der Kopf des Überraschungsteams. Der Mittelfeldspieler verwies aber auch ungefragt auf die Tatsache, dass der FCA aus den ersten zwei Rückrundenspielen gegen Dortmund und Bremen vier Punkte holte, zu Saisonbeginn war die Ausbeute noch null Zähler gewesen. „Wir müssen dranbleiben, die Jungs sind heiß“, verkündete der 29-Jährige.

Der Augsburger Höhenflug, der sich auch an der Entwicklung einzelner Akteure wie etwa Senkrechtstarter Hahn (23) festmachen lässt, birgt auch Gefahren. „Es ist das Normalste überhaupt, dass sich unsere Spieler interessant machen für andere Vereine“, gestand Reuter. Der Geschäftsführer weiß um die beschränkten finanziellen Möglichkeiten des FCA und folgert daraus für die Zukunft: „Man wird mit dem einen oder anderen Abwerbeversuch leben müssen.“

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