Circus Minimalismus

Beim 1:1 gegen Bremen beweist Schalke wieder, dass das Team unter Di Matteo in erster Linie vor allem nicht verlieren will.

 FC Schalke 04 gegen SV Werder Bremen am 21.02.2015 in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen. Der Schalker Timon Wellenreuther hält den Ball, links Bennedikt Höwedes.

FC Schalke 04 gegen SV Werder Bremen am 21.02.2015 in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen. Der Schalker Timon Wellenreuther hält den Ball, links Bennedikt Höwedes.

Foto: Roland Weihrauch

Gelsenkirchen. Es war fraglos ein Schock für den FC Schalke 04, als Sebastian Prödl in der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich für Werder Bremen erzielte. Plötzlich war die Gelsenkirchener Arena verstummt, waren drei sicher geglaubte Punkte in letzter Sekunde doch noch verloren. „Das ist sehr ärgerlich. Niemand hätte etwas sagen können, wenn wir das Spiel 1:0 gewonnen hätten“, sagte Roberto Di Matteo. Der Bremer Treffer war ein herber Rückschlag für den Ruhrgebietsklub und auch für die Taktik des Trainers. Die Schalker hatten zwar etwas offensiver gespielt als drei Tage zuvor in der Champions League gegen Real Madrid. Und doch bleibt die oberste Prämisse das Verteidigen - im Unterhaltungsbetrieb Bundesliga durchaus auch so etwas wie ein Ärgernis.

Die Königsblauen wollen in erster Linie nicht verlieren, denn ein Spiel gewinnen. „Wir müssen wieder geiler auf Tore werden“, sagte Mittelfeldspieler Roman Neustädter. In sechs Pflichtspielen der Rückrunde erzielten die Schalker gerade einmal vier Treffer, darunter kein einziger eines Angreifers. Gegen die Bremer erzielte Max Meyer zwar die Führung (61.), davei unterstützte allerdings Werder-Torhüter Raphael Wolf freundlich, als er den Schuss des Mittelfeldspielers durch die „Hosenträger“ rutschen ließ. Im Anschluss zogen sich die Schalker wieder weit in die eigene Hälfte zurück und agierten wie viele italienische Mannschaften in den 80er und 90er Jahren, die mit ihrem destruktiven Catenaccio Gegner häufig zur Verzweiflung trieben.

Um dieses Stilelement allerdings so erfolgreich zu betreiben, wie es die Italiener einst praktizierten, fehlt den Schalkern das schnelle Umschaltspiel. Die Verteidiger stehen zu tief in der eigenen Hälfte, das Mittelfeld benötigt zu viel Zeit, um dem eigenen Spiel eine offensive Richtung zu geben. Und haben die Schalker erst einmal die Führung erzielt, versuchen sie erst gar nicht mehr, ein zweites Tor nachzulegen. „Ich lege Wert auf defensive Grundordnung“, sagt Di Matteo, der zudem darauf verweist: „Man darf nicht vergessen, wie viel Offensiv-Potenzial uns fehlt.“

Freilich: Der Italiener hat mit seiner Herangehensweise den Anschluss an die Tabellenspitze geschafft. Gleichwohl haben die Schalker gegen Gegner aus dem Bundesliga-Mittelfeld der Liga bereits einige Punkte auf heimischen Platz abgeben müssen, auch, weil ihnen spielerische Mittel fehlen, die Kontrahenten zu beherrschen. Wenn Di Matteo wieder mehr Variationsmöglichkeiten in der Offensive haben wird und verletzte Spieler wie Julian Draxler, Leon Goretzka oder Jefferson Fafan spielfähig sein werden, wird sich zeigen, ob der Trainer seinen destruktiven Stil ändern will. Mindestens bis dahin wird der Minimalismus auf Schalke Programm bleiben.

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