Bayern München Carlo Ancelotti: Wie ein großer Bär

Der Italiener wird ab Juli 2016 neuer Trainer des FC Bayern München. Er spricht vier Sprachen, aber noch kein Deutsch. Die Stars lieben ihn.

Bayern München: Carlo Ancelotti: Wie ein großer Bär
Foto: Witters

München. Vor wenigen Monaten schien Carlo Ancelotti dem FC Bayern noch fern. „Bayern wird die Bundesliga gewinnen, ohne auch nur die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen“, befand der italienische Fußball-Trainer seinerzeit. „Ich muss gestehen, dass ich die Bayern-Spiele nicht genießen kann. Es gibt einfach zu wenig Konkurrenz.“ Jetzt wird eben jener Ancelotti, 56 Jahre alt, neuer Trainer des FC Bayern ab der Saison 2016. Und kämpft aus der ersten Reihe gegen eben jene Langeweile an.

Wie tickt dieser Ancelotti? Glaubt man Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic oder dem deutschen Weltmeister Toni Kroos, können sich die Bayern-Profis auf ihren neuen Chef freuen. Die Weltstars mögen den Italiener. „Ich wünschte, jeder Spieler hätte die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten, weil er ein fantastischer Typ ist, ein fantastischer Coach — ich vermisse ihn sehr“, lobte Real Madrids Weltfußballer Ronaldo. „Er ist wie ein großer Bär. Ein niedlicher Typ“, schwärmte Ronaldo fast liebevoll über „Carletto“. Dreimal gewann der 56 Jahre alte Ancelotti die Champions League, einmal mehr als Vorgänger Pep Guardiola bislang. 2003 und 2007 triumphierte der Italiener mit dem AC Mailand. 2014 führte er Real zur „La Décima“ — dem zehnten Sieg unter den Besten in Europa.

Mit Milan, dem FC Chelsea und Paris Saint-Germain gelang ihm die nationale Krönung. Seine bitterste Niederlage erlitt der am Spielfeldrand Kaugummi kauende Coach 2005, als er mit Milan das Königsklassen-Endspiel gegen Liverpool um Xabi Alonso trotz 3:0-Pausenführung verlor.

Ancelotti kann mit eigenwilligen Persönlichkeiten umgehen. Er war Dompteur von Diven wie Ibrahimovic, Ronaldo oder Lampard. Aber auch mit den mächtigen Führungsfiguren wie Silvio Berlusconi, Roman Abramowitsch oder Florentino Perez arrangierte sich der Italiener. Selbst Ibrahimovic, für den Guardiola seit seiner Barcelona-Zeit ein Feindbild ist, lobte den Welttrainer: „Ancelotti war ein überragender Trainer. Er war old school, aber als Person toll.“

Ancelotti lud seine Akkus im Sommer in Vancouver bei seiner zweiten Frau Mariann auf. Der Vater zweier erwachsener Kinder (Katia, Davide) hat diese Auszeit gebraucht. Nach „La Decima“ ließ er sich am Rücken operieren. Wann immer zuletzt ein Trainer mit Autorität, Stil, Weltgewandtheit und der Lizenz zum Erfolg gesucht wurde, fiel sein Name. „Wenn ich keinen Verein mit einem guten Projekt finde, kann ich warten. Was ich machen werde in der Zwischenzeit? Spiele anschauen, Fischen“, sagte Ancelotti. Jetzt steht er vom Sommer an für drei Jahre beim FC Bayern unter Vertrag. Ancelotti wird nach Giovanni Trapattoni (FCB), Nevio Scala (BVB) und Roberto di Matteo (S04) der vierte italienische Trainer in der Bundesliga sein. Der sprachbegabte Weltbürger spricht vier Sprachen, Deutsch lernt er gerade. „Wenn Giovanni Trapattoni es geschafft hat, Deutsch zu lernen, dann kann ich es auch“, sagte er. Bayern-Vorstand Kalr-Heinz Rummenigge ist sich sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben: „Carlo ist ein ruhiger, ausgeglichener Fachmann, der mit Stars umgehen kann und einen variantenreichen Fußball spielen lässt — das haben wir gesucht, das haben wir gefunden.“

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