BVB wieder erster Bayern-Jäger - „Einfach geiles Team“

Mainz (dpa) - Und nun die Bayern! Nach dem bestandenen Charaktertest in Mainz sehnen Jürgen Klopps „Mentalitäts-Monster“ den Bundesliga-Gipfel beim Branchenprimus Bayern München herbei.

Der Champions-League-Gala bei Ajax Amsterdam ließ der deutsche Meister Borussia Dortmund einen eindrucksvollen Beweis seiner Willenskraft folgen, durch den der BVB als Tabellenzweiter nun auch offiziell wieder als München-Jäger Nummer eins geführt wird. „Nach dem Spiel in Amsterdam sind wir in Europa abgefeiert worden. Und dann kommst du hier nach Mainz, das einem alles abverlangt. Da nicht wegzuknicken, ist brutal stark“, schwärmte Klopp von seinem Team eine Woche vor dem Spitzenspiel beim Rekordchampion.

Am eindrucksvollsten verkörperte die von Klopp gepriesene Einstellung Robert Lewandowski. Für den Polen war das Spiel am Samstag auch nach 90 Minuten noch nicht zu Ende. Während seine Mitspieler müde in die Kabine schlurften, kämpfte der Dortmunder Angreifer in den Katakomben der Mainzer Coface Arena weiter. „Das war mein Tor“, machte Lewandowski deutlich. Anders als in den 90 Minuten zuvor hatte er das Ringen um den Treffer zum 1:1 aber schnell gewonnen. Denn sein Teamkollege Marco Reus erwies sich als weniger hartnäckig als die Mainzer Gegenspieler. „Das ist mir völlig egal. Hauptsache wir haben gewonnen“, sagte der Fußballer des Jahres.

Und so hatte Lewandowski am Samstag gleich doppelten Grund zur Freude. Zum einen bejubelte er seinen dritten Liga-Doppelpack in Serie, schließlich gab es an seinem traumhaften Siegtreffer zum 2:1-Endstand nicht den Hauch eines Zweifels. Zum anderen den Erfolg beim FSV Mainz 05, durch den die Westfalen den Abstand zu den Bayern nicht noch größer als neun Punkte werden ließen.

Letzteres machte nicht nur den Dortmunder Torjäger, sondern alle Schwarz-Gelben stolz. „Ich bin komplett begeistert von meiner Mannschaft“, sagte Klopp. Der BVB-Coach hatte an seiner alten Wirkungsstätte schließlich am besten gewusst, was sein Team drei Tage nach dem Gourmet-Fußball bei Ajax Amsterdam erwartet hatte - ein 90- minütiger Abnutzungskampf.

In der Tat war es beeindruckend, wie die Borussen den Fight annahmen. Auch vom frühen 0:1 durch ein Traumtor von Marco Caligiuri (4. Minute) ließ sich der Double-Gewinner nicht beirren. Nur sieben Minuten später lenkte Lewandowski eine Hereingabe von Reus mit der minimalsten nur möglichen Körperberührung zum Ausgleich ins Tor. Kurz vor der Pause machte der Pole mit einem Lupfer alles klar.

„Wir haben einfach ein geiles Team“, sagte Sven Bender, an dem der Wandel vom Amsterdamer Ausnahme-Auftritt zur Mainzer Maloche ebenfalls abzulesen war. Trotz gebrochener Nase spielte er ohne Schutzmaske und stürzte sich im defensiven Mittelfeld in die Zweikämpfe, als habe es den Ellbogencheck vom Mittwoch nie gegeben.

Die Mitspieler richteten sich an Bender auf. „Solche Arbeitssiege machen am meisten Spaß“, meinte Neven Subotic. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke konnte hochzufrieden in die Mitgliederversammlung am Sonntag gehen, steht die Borussia vor den Duellen mit Fortuna Düsseldorf am Dienstag und bei den Bayern am Samstag doch blendend da. „So viele Hüte gibt es gar nicht, wie man vor dieser Mannschaft ziehen müsste“, sagte Watzke.

Einziger Störfaktor in der heilen Dortmunder Welt blieb so die Kritik von Lutz-Michael Fröhlich an Klopp. Der Abteilungsleiter Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund hatte im Deutschlandradio die aufbrausende Art des Meistertrainers an der Seitenlinie in Verbindung mit Ausschreitungen im Amateurfußball gebracht. Klopp reagierte tief getroffen. „Es ist nicht schön, wenn dein Name im Zusammenhang mit so etwas genannt wird.“

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