BVB-Pleite in Hoffenheim - Klopp genervt

Sinsheim (dpa) - Nach der Entzauberung von Jungstar Mario Götze & Co. durch die fleißigen Fußball-Handwerker der TSG 1899 Hoffenheim war Jürgen Klopp sichtlich gereizt.

Doch nicht die 0:1-Niederlage seiner „Himmelsstürmer“ nervte den Meistertrainer von Borussia Dortmund, sondern die bohrenden Fragen der Journalisten nach den Gründen für den müden Auftritt von Dribbelkünstler Götze und dessen Auswechslung nach nicht einmal einer Stunde. „Wir haben körperliche Müdigkeit festgestellt“, antwortete Klopp kurz und knapp.

Drei Tage nach seiner bejubelten Gala im DFB-Trikot gegen Brasilien konnte Götze dem Spiel des BVB in Hoffenheim keine Impulse verleihen. „Mario war sicher ein wenig müde, dass ist auch ein Stück weit normal für einen 19-Jährigen. Da werden wir auch in Zukunft aufpassen“, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.

Trotz der Jubelarien, die nach dem beeindruckenden 3:1-Auftaktsieg gegen den HSV und dem starken Auftritt in der Nationalmannschaft angestimmt worden waren, wollte Klopp von „Kopfproblemen“ bei Götze nichts wissen. Vielmehr mahnte er eindringlich mehr Sachlichkeit in den Medien an.

„Dass die Öffentlichkeit beim Erreichen von Zielen hilft, ist selten. Deshalb war ich nicht überrascht, dass Dinge überzeichnet wurden. Aber in der vergangenen Woche ist es über uns gekommen wie aus einem Füllhorn“, geißelte er die Schlagzeilen über das Jahrhunderttalent und den möglichen Durchmarsch in der Bundesliga.

Noch deutlicher wurde Mats Hummels. „Jeden hat das ein bisschen genervt, auch das Thema, was bei Mario los war. Da wurde teilweise keine Peinlichkeit ausgelassen“, übte der BVB-Innenverteidiger Medienschelte.

Götze selbst, der angeschlagen in die Partie gegangen war, verließ die mit 30 150 Fans ausverkaufte Rhein-Neckar-Arena kommentarlos durch den Hinterausgang. „Dass Mario nach dem intensiven Spiel gegen Hamburg und dem Länderspiel müde ist, war uns klar. In der Pause hat er gesagt, dass wir langsam an einen Wechsel denken sollten“, sagte Klopp. „Der eine oder andere war etwas müder als es gut gewesen wäre“, stellte Zorc fest.

Dennoch erarbeiteten sich die Dortmunder einige Chancen, doch mehr als ein Lattenkopfball des eingewechselten Ivan Perisic (63.) sprang nicht heraus. „Wir sind dem Rückstand nicht immer mit den richtigen Mitteln hinterhergelaufen, haben zu viel Klein-Klein gespielt. Und wir machen zu wenig Tore aus unseren Chancen. Das ist ein Problem“, benannte Zorc die BVB-Schwächen gegen extrem leidenschaftliche Hoffenheimer.

Die ernteten den Lohn für „90 Minuten harte Arbeit“, wie Trainer Holger Stanislawski zufrieden feststellte, weil Sejad Salihovic in der 9. Minute zu einem Kunstfreistoß der Marke „Tor des Monats“ ansetzte. Aus 33,5 Metern hämmerte der Bosnier den Ball in den Winkel und erntete dafür auch vom Gegner viel Lob. „Den hat er sensationell reingehauen“, sagte Klopp. Auch BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller zog seinen Hut: „Den hätte ich nicht einmal gehalten, wenn ich in der Ecke gestanden hätte. Das muss man hinnehmen und gratulieren.“

So trat der Meister wie im Vorjahr mit leeren Händen die Rückreise aus dem Kraichgau an. „Gegen Hoffenheim kalkulieren wir schon nichts mehr ein“, sagte Hummels. Für Klopp fühlte sich die Niederlage schlecht an, „weil sie nicht nötig war“. Genauso wie sein heftiges Wortgefecht mit dem Vierten Offiziellen nach dem Abpfiff. Klopps Schlusskommentar: „Es gibt kaum Möglichkeiten, diese Dinge angemessen darzustellen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, zu diesem Thema die Schnauze zu halten.“

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