Butscher-Sprechchöre bei Streichs Freiburg-Debüt

Freiburg (dpa) - Es war sein erster Arbeitstag als Cheftrainer des SC Freiburg, aber am Montag ging es im Breisgau nicht nur um Christian Streich. Der Fall der ausgemusterten Profis um Heiko Butscher überlagerte das Debüt des 46-Jährigen, wie auch einige Fan-Reaktionen zeigten.

Mit dem neuen Trainer Christian Streich, aber ohne vier aussortierte Spieler hat die schwierige Mission Klassenerhalt des SC Freiburg begonnen. Der ehemalige Kapitän Heiko Butscher und Verteidiger Felix Bastians erschienen zwar zum viel beachteten Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten. Sie bekamen vom SC aber mitgeteilt, dass sie vom 16. Januar an mit der zweiten Mannschaft trainieren sollen, falls sie bis dahin keinen neuen Verein gefunden haben. „Das ist natürlich enttäuschend für mich. Aber was soll ich machen? Es geht um den Verein und nicht um Einzelne“, sagte Butscher.

Der ungewöhnliche Fall der ausgebooteten Profis hat in diesem einst so beschaulichen Verein sogar den ersten Arbeitstag von Streich in den Hintergrund gerückt. Dessen Premiere lockte zwar die für Freiburger Verhältnisse ungewohnt große Anzahl von rund 300 Fans an. Doch einige von ihnen waren nicht nur wegen des neuen Cheftrainers gekommen, sondern machten auch mit „Heiko Butscher“-Sprechchören und einem Plakat mit der Aufschrift „Wir sind Heiko“ auf sich aufmerksam.

„Es gibt eine Entscheidung, die wird getragen und die bleibt bestehen, weil wir uns sonst auch unglaubwürdig machen“, sagte Streich zu der noch vor seiner Beförderung zum Nachfolger von Marcus Sorg beschlossenen Ausmusterung von Butscher, Bastians, Kisho Yano und Maximilian Nicu. Der 46-Jährige selbst hat nach eigenen Angaben noch einmal mit allen betroffenen Spielern außer Yano telefoniert. „Es ist aber nicht möglich, dass sie am Mannschaftstraining teilnehmen können“, sagte er. Und fügte, was durchaus als Seitenhieb auf die vier verstanden werden kann, hinzu: „Ich hoffe, dass wir schnell einen vertrauensvollen Kreis bilden können.“

Butscher und Bastians fuhren deshalb noch während des Trainings nach Hause. Beide sind als Neuzugänge bei Hertha BSC im Gespräch, Bastians dazu noch beim Abstiegskampf-Konkurrenten und ersten Rückrunden-Gegner FC Augsburg. Nicu und der Japaner Yano fehlten am Montag, sie sind bereits mit der Vereinssuche beschäftigt. Ebenfalls nicht dabei waren der fristlos entlassene Yacine Abdessadki und der zum Regionalliga-Team abgeschobene Torwart Manuel Salz.

Da neben diesen aussortierten Profis auch noch die beiden zum Afrika Cup reisenden Stürmer Papiss Demba Cissé und Garra Dembele, die verletzten Mensur Mujdza und Oliver Barth sowie die kurzfristig angeschlagenen Bag Ferati (Sehnenverletzung) und Andreas Hinkel (Infekt) fehlten, versammelte Streich bei seinem Debüt nur 16 Spieler um sich auf dem Trainingsplatz. „So schnell wie möglich“ (Streich) möchte der Tabellenletzte deshalb Verstärkungen für die Abwehrmitte und die linke Seite holen. „Ich gehe nicht davon aus, aber ich hoffe es, dass sie mit ins Trainingslager fahren können“, meinte der Coach. Am Mittwoch reist er mit seiner Mannschaft ins spanische Rota.

Das Rezept des langjährigen Assistenz- und Jugendtrainers lautet: „Wir müssen konsequent trainieren, das ist das Wichtigste. Wir haben eine Idee und müssen auch nicht so viel ändern.“ In den kommenden Wochen möchte Streich auch den Nachwuchsspielern Nicolai Lorenzoni, Oliver Sorg, Matthias Ginter und Nico Gutjahr eine Chance geben, sich bei den Profis zu empfehlen. Über seine eigenen Empfindungen an seinem ersten Arbeitstag als Bundesliga-Trainer wollte er dagegen kaum sprechen: „Ich habe mich gefreut, auf dem Trainingsplatz zu sein. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

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