Bayern suchen nächsten Torwart: Chance für Kraft?

München (dpa) - Es war einmal ein junger, begabter Torwart, der beim FC Bayern darauf wartete, die Nummer 1 zu werden. Der Traum erfüllte sich für Michael Rensing nur kurz, längst ist er in der Versenkung verschwunden.

Wird es für Torwarttalent Thomas Kraft besser enden?

An die Spekulationen über einen Wechsel von Schalkes Manuel Neuer nach München hat sich Bayern-Jungtorwart Thomas Kraft längst gewöhnt. „Mich nervt das nicht, das heißt es ja schon seit zwei Jahren immer mal wieder. Ich nehme es wahr, aber mache mich nicht verrückt deswegen“, sagte der 22-Jährige, der von Trainer Louis van Gaal für eine neue Bewährungsprobe im Champions-League-Spiel gegen den FC Basel auserkoren wurde. Kraft wollte wieder für sich werben, denn „relativ zeitnah“ möchte er eine Nummer 1 sein - am liebsten als Nachfolger des 36-jährigen Jörg Butt beim deutschen Fußball-Rekordmeister.

„Natürlich möchte ich hier spielen. Es wäre ja schlimm, wenn ich sagen würde, ich will das nicht“, sagte das von allen Seiten gelobte Torwart-Talent, das über SF Daaden, den VfB Wissen und SG 06 Betzdorf 2004 zum FC Bayern kam. Und dort noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2011 hat. „Ich kann selbst entscheiden was ich das Jahr danach mache. Natürlich macht es einen Unterschied, wenn sie eine klare Nummer 1 holen. Dann sehe ich die Perspektive eingeschränkt.“

Ein junger, ehrgeiziger Torwart aus dem eigenen Club, der beim FC Bayern die neue Nummer 1 werden will? Die Geschichte kommt einem ziemlich bekannt vor, denn eine solche Karriere hatte sich auch Michael Rensing vorgestellt. Kurzzeitig klappte es ja, aber dann geriet der Oliver-Kahn-Nachfolger erst auf die Bank und dann in die Versenkung. Mit seinem ehemaligen Jugendtorwarttrainer hält sich der vereinslose Rensing beim Bezirksoberligisten VfR Garching fit.

„Ich weiß nicht, inwieweit die Leute sich Gedanken machen, was mit Michael Rensing passiert ist und ich weiß auch nicht, ob mich die Vergangenheit einholt“, gab sich Kraft gelassen. „Was passiert oder gemacht wird, kann ich ja weiter nicht beeinflussen. Ich kann nur sagen, dass ich alles versuche und tue, damit ich mich gut empfehlen kann.“

Mehr als eine Empfehlung waren Neuers Weltklasse-Paraden beim 2:0 der Schalker gegen den FC Bayern - und Ex-Kapitän Stefan Effenberg riet wie viele zum Einkauf. „Mit Neuer hätte man fünf bis zehn Jahre Ruhe in der Kiste“, sagte der „Tiger“. Aber bei FCB-Torwartcoach Frans Hoek und Trainer Louis van Gaal, der gerne davon erzählt wie sie einst den niederländischen Modell-Torwart Edwin van der Sar „machten“, steht auch der junge Kraft hoch im Kurs. Er wäre ein perfekter Kandidat, um „gemacht“ zu werden.

„Der Trainer fördert mich und versucht mir die Möglichkeit zu geben, mich zu zeigen.“ Für van Gaal waren auch die Medientermine im Vorfeld des Basel-Spiels eine „Schulung“ für den jungen Keeper, der bei seinem Profi-Debüt in Rom vor zwei Wochen beim 2:3 die ganze Bandbreite des Torhüterlebens zu spüren bekam: Eine Wahnsinnsparade, ein ärgerlicher Elfer und drei Gegentore machten ihn zum verhinderten Helden. „Ich habe dem Trainer danach gesagt, was ich nicht so gut gemacht habe. Er hat mir zugestimmt. Ich mach' das das nächste Mal besser - so sind wir verblieben.“

Dass der von vielen Clubs beobachtete Kraft noch nie in der Bundesliga und nie im DFB-Pokal, sondern bislang nur in der Königsklasse eingesetzt wurde, findet er selbst auch „kurios“. „Irgendwann will ich natürlich auch in der Bundesliga jedes Wochenende spielen.“ Vertrauen in der Bayern-Mannschaft wäre da. „Thomas Kraft ist ein guter Torwart, er muss arbeiten und lernen. Aber nach Jörg: Warum nicht Thomas Kraft als Torwart für uns?“, fragte Franck Ribéry.

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