Bayern München begnügt sich mit einem kleinen Bisschen Feierei

Nach dem Sieg in Frankfurt gehen die Bayern schnell zur Tagesordnung über.

Frankfurt. Die echte Schale gibt es erst beim letzten Heimspiel am 11. Mai gegen Augsburg. Aber Dante war die auf Plastikfolie gedruckte Version genauso lieb, die er bei einem Fan in der Kurve für sein Trikot eingetauscht hatte. Der Brasilianer war nach dem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt der einzige wirklich emotionale Münchner. Selig sang er immer wieder „Deutscher Fußball-Meister“, schwenkte das Billigteil über dem Kopf und legte vor der Kabine zur Freude der Journalisten-Massen noch einmal eine Extra-Runde ein. Für den beständig glänzenden Innenverteidiger war es der besondere erste Titel seiner Karriere.

Natürlich war es anders diesmal für den FC Bayern, eine angekündigte Meisterschaft eben. Der Stolz, Ungewöhnliches, ja gar Historisches geleistet zu haben, ersetzte die spontane Freude. Noch nie in 50 Jahren Bundesliga-Geschichte hat es eine Mannschaft bereits nach 28 von 34 Bundesliga-Spieltagen geschafft, als Meister festzustehen. Und das im Spätwinter.

„Ich bin schon einige Male deutscher Meister geworden, aber es war noch nie so kalt wie heute“, scherzte Trainer Jupp Heynckes nach seinem siebten Titel, dem dritten als Trainer. Der FC Bayern knackte seinen eigenen Rekord aus den Jahren 1973 und 2003, als es nach 30 Spielen so weit gewesen war. Und die Konkurrenz fragt sich schon bange, ob diese Dominanz nun für die nächsten Jahre zum Standard wird.

Uli Hoeneß

Die Spieler ließen Heynckes ohne jede gesundheitliche Rücksicht auf seine bald 68 Jahre hochleben. Bastian Schweinsteiger hatte ihn erst überreden müssen, auf den Platz zu kommen. Sportvorstand Matthias Sammer blieb dem Getümmel fern. „Normalerweise“, wusste Kapitän Philipp Lahm, „steht man jetzt mit ein paar Humpen da.“ Aber die bis in tiefste Spielklassen zum Standard gewordenen, überdimensionalen Weißbiergläser, aus denen sich so schön Duschen verabreichen lassen, waren in München geblieben.

Der nationale Titel war vor der Saison zum Ziel erklärt worden, nachdem Dortmund den Münchnern mit zwei Meisterschaften den Rang abgelaufen hatte. „20 Punkte Abstand sind eine deutliche Antwort”, fand Uli Hoeneß, „damit müssen die Dortmunder nun leben“.

Doch schon am Mittwoch geht es mit dem Rückspiel in Turin weiter, mehr als „ein Glas Champagner im Flugzeug oder ein Bier, wer mag“ (Hoeneß) auf dem Weg nach München war da nicht drin. Zudem standen Sonntagvormittag schon wieder Spielanalyse und Training an. Nun will der FC Bayern nach drei zweiten Plätzen im Vorjahr das Triple. Hoeneß: „Man spürt, dass diese Elf auch die Champions League und den Pokal gewinnen will.“

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