Bayern-Kapitän Lahm: „Wie Champions-League-Spiel“

München (dpa) - Für Bayern-Kapitän Philipp Lahm hat das Topspiel gegen Borussia Dortmund trotz des 11-Punkte-Vorsprungs der Münchner in der Bundesliga nicht an Brisanz verloren. Das Duell fühle sich „wie ein großes Champions-League-Spiel“ an, sagte Lahm im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Herr Lahm, wie intensiv haben Sie nach dem 2:0 in Freiburg mit Ihren Teamkollegen die Herbstmeisterschaft gefeiert?

Lahm: „Gar nicht, weil wir nach dem Spiel erst spät nach Hause gekommen sind. Wir können erst feiern, wenn wir am Ende der Saison auf dem Rathausbalkon stehen.“

Der Vorsprung auf Dortmund beträgt nun schon elf Punkte. Hat das große direkte Duell am Samstagabend dadurch an Brisanz verloren?

Lahm: „Nein! Es ist das Spitzenspiel der Bundesliga. Die letzten Jahre haben das klar gezeigt - und in dieser Saison auch die Spiele in der Champions League. Dortmund hat da eine sehr gute Gruppenphase gespielt, wir sind ebenfalls schon im Achtelfinale. Deswegen ist es auf jeden Fall ein Spitzenspiel.“

Glauben Sie, dass die Dortmunder angesichts des großen Rückstands die Meisterschaft schon abgeschrieben haben und das Spiel nicht mehr als Titelduell ansehen?

Lahm: „Das weiß ich nicht - und es interessiert mich auch nicht. Die Dortmunder kommen aber sicherlich nicht nach München, um die drei Punkte einfach herzuschenken.“

Können Sie sich eigentlich noch an den letzten Sieg gegen Dortmund erinnern?

Lahm: „Ja, das war jetzt im August im Supercup.“

Gut gekontert. Aber kann dieser 2:1-Sieg in der Saison-Vorbereitung wirklich die fünf bitteren Niederlagen zuvor ausmerzen?

Lahm: „Was heißt Niederlagen? Das Schlimmste, das, was im Kopf bleibt, ist, dass wir zweimal nacheinander nicht deutscher Meister geworden sind. Das ist beim FC Bayern ungewöhnlich. Das sind die Niederlagen, die wir eingesteckt haben. Dass man gegen Dortmund verliert, das kann passieren. Natürlich waren beide Mannschaften im Supercup-Finale noch nicht so weit, wie sie es jetzt sind, aber da haben wir in der Allianz Arena gewonnen. Der Supercup ist auch ein Titel!“

Trotzdem hat Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Vorfeld noch einmal genüsslich daran erinnert, dass die Borussia die Bayern zuletzt einige Male 'auf die Bretter geschickt' habe. Schmerzen und ärgern Sie die letzten K.o.-Hiebe nicht noch?

Lahm: „Nee, das ärgert einen nicht mehr. Klar, zu dem Zeitpunkt hat es einen geärgert. Wir haben Ende der letzten Saison in Dortmund verloren, als wir noch die Möglichkeit hatten, Meister zu werden. Da hatten wir in der zweiten Halbzeit Torchancen, haben sogar einen Elfmeter verschossen. Da hätten wir auch gewinnen können. Und dann kam das Pokalfinale, das bitter für uns war. Wobei man sagen muss, dass vielleicht damals bei uns die Köpfe auch schon eine Woche weiter beim Champions-League-Finale waren.“

Wie besiegt man Dortmund? Was muss passen am Samstagabend?

Lahm: „Wir müssen ganz auf uns schauen. Was uns auszeichnet in dieser Saison, ist ganz klar, wie wir in der Defensive arbeiten. Das ist viel besser als in den letzten Jahren. Wir haben in 14 Spielen nur fünf Gegentore bekommen. Das ist unsere Stärke, das zeichnet uns aus. Dass wir nach vorne immer kreativ sind und immer Tore machen können, wissen wir sowieso. Aber wichtig ist, wie wir alle zusammen defensiv arbeiten. Das wird auch gegen Dortmund sehr wichtig sein.“

Was für ein Spiel erwarten Sie? Sehr emotional? Sehr hitzig? Auch sehr hart?

Lahm: „Ich erwarte ein gutes Spiel von zwei Mannschaften, die taktisch gut organisiert sind und sehr, sehr gute Einzelspieler haben. Und Zweikämpfe gehören dazu.“

Bastian Schweinsteiger hat in Freiburg pausiert, wohl auch, weil er mit vier Gelben Karten von einer Sperre bedroht war. Ist diese Maßnahme von Ihrem Trainer Jupp Heynckes bezeichnend dafür, wie bedeutend das Dortmund-Spiel für den FC Bayern ist?

Lahm: „Ja, aber bei Dortmund haben gegen Düsseldorf auch Spieler - anscheinend verletzungsbedingt - ausgesetzt. Dortmund hatte zuletzt nur englische Wochen, wir hatten nur englische Wochen. In einem Spitzenspiel aber will man natürlich seine besten Spieler auf dem Feld haben. Und bei uns zählt Bastian definitiv zu den wichtigen Spielern. Deshalb ist es wichtig, dass er gegen Dortmund spielen kann.“

Was macht den FC Bayern in dieser Saison neben der von Ihnen schon erwähnten Defensivstärke so dominant?

Lahm: „Dass wir bis jetzt die entscheidenden Spiele gewonnen haben, auch wenn wir mal nicht so gut gespielt haben. Aber noch einmal: Wichtig ist, wie wir defensiv arbeiten. Wenn das alle machen, die vorderen Reihen, das Mittelfeld, die Abwehr, dann ist es schwer, gegen uns Tore zu erzielen. Und offensiv haben wir eine sehr große Qualität mit sehr gefährlichen Spielern. Das macht uns so stark.“

Ihr spanischer Teamkollege Javi Martínez hat gesagt, Bayern gegen Dortmund wäre in Anlehnung an Real Madrid gegen FC Barcelona 'der deutsche Clasico'. Ist dieser Vergleich langsam zutreffend?

Lahm: „Ich denke schon, weil Dortmund eine sehr gute Mannschaft hat und in der Bundesliga auch in den nächsten Jahren oben mitspielen wird. Und in der Champions League haben sie jetzt auch zum ersten Mal nach langer Zeit die Gruppenphase überstanden. In ein paar Jahren kann man die Duelle vielleicht wirklich vergleichen.“

Hat Uli Hoeneß schon eine Sonderprämie für den gerade auch von ihm ersehnten Sieg gegen den BVB ausgelobt?

Lahm: „Nein.“

Braucht die Mannschaft eine solche Zusatzmotivation?

Lahm: „Das denke ich nicht. Die Mannschaft ist topmotiviert. Das ist eine Partie wie ein großes Champions-League-Spiel. Es treffen zwei sehr gute Mannschaften aufeinander, darauf kann man sich freuen.“

Wie viele Punkte Vorsprung hat der FC Bayern auf Borussia Dortmund am Samstagabend um 20.15 Uhr?

Lahm: „Hoffentlich mehr als elf!“

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