Bayern im Torrausch vor heiklem Ukraine-Trip

München (dpa) - Wenn die Bayern und besonders ihre Stürmer mal einen Aufbaugegner gebrauchen können, dann kommt am besten der Hamburger SV vorbei.

Bayern im Torrausch vor heiklem Ukraine-Trip
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Das muntere Wettschießen von Arjen Robben, Thomas Müller und Co. beim 8:0 (3:0) gegen den wehrlosen Liga-Dino katapultierte die Münchner zurück in die Meisterform. Und es war zugleich die optimale Anschubhilfe bei der letzten Aufwärmrunde vor dem Beginn der schwierigen K.o.-Spiele in der Champions League.

„Das war gut fürs Selbstvertrauen. Wir nehmen uns vor, die Form mit ins Spiel gegen Schachtjor Donezk zu nehmen, auch wenn wir da sicher keine acht Tore schießen werden“, sagte Fußball-Weltmeister Müller vor der heiklen Reise des Meisters in die Ukraine am Montag.

Müller sprach aber auch kritisch die extreme Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäftes an: „In den ersten drei Spielen wurden wir ein wenig hinterfragt. Jetzt will ich nicht, dass wir hochgejubelt werden. Das geht einem zu schnell zwischen Gurkenspieler und Weltklassespieler.“ Supermann Robben äußerte sich ähnlich: „Wir müssen nicht übertreiben, dass jetzt alles wieder super ist.“

Fakt ist jedoch: Die Spielfreude ist beim souveränen Tabellenführer pünktlich zum Achtelfinale der Königsklasse zurück. „Wenn du so spielst, macht das natürlich Spaß“, erklärte Bastian Schweinsteiger nach dem vierthöchsten Sieg der Bayern in der Bundesliga.

Für die Hamburger, die im 100. Punktspiel-Duell mit dem FC Bayern wie ein Absteiger auftraten, war es nur zwei Jahre nach dem 2:9 in München sogar die höchste Niederlage in 52 Bundesligajahren. „Beschämend“ nannte Dietmar Beiersdorfer Partie Nummer 1751. Der HSV-Chef mahnte Zusammenhalt an: „Wir müssen auf der Hut sein. In solchen Situation wird sich immer gegenseitig zerpflückt. Das wollen wir nicht tun.“ Die Allianz Arena ist zum Schreckensort für die Hanseaten geworden; bei den letzten fünf Gastspielen hagelte es 31 (!) Gegentreffer.

Und die Sturmflaute 2015 beim FC Bayern? Vorbei! Zweimal Müller, zweimal Robben, zweimal Mario Götze, dazu je einmal Robert Lewandowski und Rückkehrer Franck Ribéry - alle Offensivstars beteiligten sich am munteren Torreigen. HSV-Coach Joe Zinnbauer kapitulierte: „8:0 sagt alles. Wir müssen uns schämen. Wir haben aber auch einen bärenstarken Gegner gehabt. Robben konnte machen, was er wollte. Auch die anderen Bayern-Spieler waren nicht zu fangen.“

Wenn Robben am Ball war, herrschte beim HSV „Alarmstufe Rot“, wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge bemerkte. „Unsere Spielweise ist zurück“, erklärte Trainer Pep Guardiola froh. Und das auch noch ohne Xabi Alonso (Oberschenkel-Probleme). Kapitän Schweinsteiger dirigierte anstelle des Spaniers das Spiel von der Sechser-Position. „Sehr viel Spaß“, empfand der Weltmeister dabei.

Mit Ribéry, Rafinha und Holger Badstuber meldeten sich zudem wertvolle Kräfte aus dem Verletztenstand zurück. „Das ist gut, das ist wichtig. Das wird den Kader ein Stück breiter aufstellen und ein Stück mehr Qualität geben“, kommentierte Rummenigge: „Denn jetzt geht der Wochenrhythmus mit drei Spielen erst so richtig los.“

National ist der Rekordmeister wieder in der Titelspur. „Jetzt fokussieren wir uns auf unser erstes Champions-League-Spiel“, kündigte Guardiola an. Die Reise in den ruhigen Westen der Ukraine nach Lwiw, wo die Partie wegen der Unruhen im Osten des Landes ausgetragen wird, steht unter speziellen Vorzeichen. Rummenigge zeigte sich am Wochenende immerhin erleichtert, dass auch durch Vermittlung von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Waffenruhe in der Heimat des Gegners ausgehandelt worden sei: „Das macht die ganze Geschichte für uns natürlich ein Stück entspannter.“

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