Bayern erleben „keine Katastrophe“, aber „kleiner Schock“

Wolfsburg (dpa) - Die Mienen der Spieler und Funktionäre des FC Bayern München sprachen Bände. Clubchef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer stapften missmutig nach der Fußball-Lehrstunde zum Bundesliga-Rückrundenauftakt an den wartenden Journalisten vorbei.

Bayern erleben „keine Katastrophe“, aber „kleiner Schock“
Foto: dpa

Sie wollten lieber nichts sagen nach der ersten Saisonpleite des immer noch souveränen Tabellenführers. Nachdenklich versuchten dagegen die Profis die 1:4-Klatsche am Freitagabend beim neuen Rivalen VfL Wolfsburg zu erklären.

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„Das ist keine Katastrophe“, sagte Torhüter Manuel Neuer, fügte jedoch hinzu: „aber wir haben noch viel zu tun“. Die Art und Weise der Pleite und die deutliche Unterlegenheit beim aufstrebenden Volkswagen-Club gaben den Profis zu denken, auch wenn der Vorsprung der Bayern auf Wolfsburg noch immer acht Punkte beträgt. „Das war ein Weckruf. Wir wollen diese Saison viel erreichen, nicht nur in der Bundesliga. Deshalb müssen wir uns steigern“, forderte etwa Arjen Robben: „Man kann mal ein Spiel verlieren, aber 1:4 ist natürlich schon ein kleiner Schock“.

Gleich vier Gegentore kassierten die Bayern - in einem Spiel so viele wie in der gesamten Hinserie. Es hätten noch einige mehr werden können. Immer wieder wurde es nach Ballverlusten der weit aufgerückten Münchner gefährlich, Wolfsburg hatte zahlreiche Konterchancen. „Oft war es so, dass er alleine auf mich zulief“, beklagte sich Neuer. Mit „er“ war Kevin De Bruyne gemeint. „Für ihn gibt es nur ein Prädikat: Weltklasse“, fand nicht nur Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs. Nicht nur wegen seiner beiden Tore (53. Minute/73.) war der Belgier der überragende Mann.

„Gegen solche Spieler wie Kevin De Bruyne muss man das besser machen“, kritisierte Schweinsteiger und forderte angesichts der riskanten Spielweise der auf viel Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte ausgerichteten Bayern: „Wir müssen einfach kompakter werden“.

Was gegen ein Großteil der Bundesliga-Clubs gut geht, stößt gegen Top-Teams wie Wolfsburg oder in der Champions League möglicherweise an Grenzen. Noch sind die Erinnerungen an die 0:4-Schmach im Halbfinal-Rückspiel der vergangenen Saison gegen Real Madrid frisch. „Das war komplett anders“, beschwichtigte Bayern-Coach Pep Guardiola zwar, „das war das Halbfinale der Champions League“. Doch seine Spieler machten sich darüber schon mehr Gedanken. „Vielleicht ist es ganz gut, dass es heute passiert ist, damit wir wach werden. So ein Spiel darf uns nicht nochmal passieren“, meinte Jérome Boateng.

Nachdenklich stimmte die Bayern indes auch die herbe Pleite ausgerechnet in Wolfsburg. Denn nicht nur das Spiel und vor allem das Ergebnis machten deutlich, dass der VfL die bislang von Borussia Dortmund ausgefüllte Rolle als ärgster Bayern-Rivale künftig beanspruchen will. Mit welcher Macht und welchem Willen der VW-Club das anstrebt, verdeutlicht auch der bevorstehende Wechsel von André Schürrle zu den Niedersachsen, die für den Weltmeister angeblich rund 30 Millionen Euro an Ablöse an den FC Chelsea zahlen wollen. „Für die Bundesliga ist das natürlich super. Man merkt schon, dass hier etwas entsteht“, sagte Bayern-Kapitän Bastian Schweinsteiger: „Wolfsburg hat gute Voraussetzungen dafür, dass sie länger oben mitspielen.“

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