Bayer im Dilemma: Gewonnen und Sympathie verloren

Leverkusen (dpa) - Ein Sieg muss kein Gewinn sein. Trotz des 3:2 gegen Mainz 05 hat Bayer Leverkusen weiter Sympathien bei den Fans verspielt.

„Wir arbeiten an der Serie von zehn 3:0- oder 4:0-Siegen. Und schaffen wir das, wird es auch für uns Applaus geben“, reagierte Bayer-Chefcoach Robin Dutt auf die gellenden Pfiffe nach dem Ach- und Krach-Sieg zum Rückrunden-Auftakt der Bundesliga mit Galgenhumor. „Die Reaktion der Zuschauer hier ist neu für mich.“

Die Unmutsbekundungen des eigenen Anhangs galten zwei Tage vor seinem 47. Geburtstag ihm im Besonderen sowie der Werkself, die als einstiger Branchenführer in attraktiver Fußball-Kunst unter Dutt meist nur Magerkost bietet. „Nach dem 2:2 war eine aufgehetzte Stimmung unter den Zuschauern. Die haben wir auch verursacht, nachdem wir das 2:0 verspielt und uns das Leben schwer gemacht haben“, befand Torwart Bernd Leno.

Bayer ging durch ein Eigentor von Zdenek Pospech (11. Minute) und einen Kopfballtreffer des Ex-Mainzers Manuel Friedrich (35.) in Führung, kassierte aber nach dem Wiederanpfiff innerhalb von nur drei Minuten den Ausgleich durch Eugen Polanski (50.) und Marco Caligiuri (53.). Erst Lars Bender (70.) brachte den Tabellensechsten bei der Aufholjagd nach einem Champions-League-Platz noch auf Erfolgskurs. „Wir sind an Bremen herangerückt, sind zumindest noch in Tuchfühlung“, sagte der Torschütze. „Wenn wir nicht mit drei Punkten rausgekommen wären, bräuchten wir nicht nach oben zu schauen.“

Ein Fehlstart hätte den Druck erhöht, die Kluft zu den Fans vertieft und die Zweifel an einem intakten Betriebsklima im Werksclub verstärkt. „Der Sieg lässt darauf hoffen, dass die Mannschaft ein paar Tage in Ruhe gelassen wird“, meinte Bayer-Dribbler André Schürrle. Von einer etwaigen Unruhe bei Bayer 04 wollte Manuel Friedrich gar nichts wissen. „Zum Glück lese ich nix, höre und sehe ich nichts“, sagte der Innenverteidiger sarkastisch. „Im Endeffekt müssen wir uns auf die Arbeit auf dem Platz konzentrieren - und das ist schwer genug.“

Zumal es immer wieder Aufreger gibt wie bei der Auswechslung von Michael Ballack (60.). Die Fans pfiffen dafür den weiter ungeliebten Dutt aus und der 35 Jahre alte Altstar stampfte ohne Handschlag mit dem Coach angefressen zur Bank. „Das ist doch kein Weltuntergang. Die Entscheidung des Trainers war richtig“, meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Später berichtete Dutt noch, es habe in der Kabine ein „Shakehand“ mit Ballack gegeben: „Es ist alles okay.“ Der Ex-Nationalspieler hingegen verließ wortlos die BayArena.

Sauer war auch der Mainzer Trainer - vor allem über den Auftritt seines nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz stehenden Teams. „Es fehlte an Galligkeit, Leidenschaft, all die Dinge, für die wir eigentlich bekannt sind“, schimpfte Thomas Tuchel. „Der Schlüssel zu unserer Niederlage lag eindeutig in der ersten Hälfte, und das ist für uns unter dem Strich sehr ernüchternd.“ 05-Torwart Christian Wetklo forderte nun volle Konzentration für das Abstiegsduell mit dem SC Freiburg am Sonntag: „Schicksalsspiel? Für die Moral und Stimmung wäre es wichtig, ein Erfolgserlebnis einzufahren.“

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