Avdic für Almeida: Werder fährt Ansprüche zurück

Belek (dpa) - Abstiegskampf statt Champions League, Avdic statt Almeida: In seiner sportlichen Krise muss Werder Bremen die über Jahre gewachsenen Ansprüche zurückschrauben. In der Tabelle geht es nun um den Anschluss ans Mittelfeld, auf dem Transfermarkt wieder mehr um junge, preiswerte Spieler.

„Wir sind da sehr vorsichtig“, sagte Clubchef Klaus Allofs am Dienstag bei der Vorstellung des Neuzugangs Denni Avdic im Trainingslager in Belek. Werder habe ein Team, das „auf die Teilnahme am internationalen Wettbewerb ausgerichtet ist. Wenn wir da dauerhaft nicht dabei sind, ist der Kader zu teuer. Dann müssen wir sehen, dass wir das Budget und die Gehälter runterfahren“.

Ein Stürmertalent aus Schweden für den WM-Teilnehmer Hugo Almeida (zu Besiktas Istanbul) zu holen, ist ein Zeichen für diese Entwicklung. Avdic kostete zwar rund 2,5 Millionen Euro und traf in der vergangenen Saison in 29 Ligaspielen 19 Mal für IF Elfsborg Bora. Auch war es für den 22-Jährigen nach eigenen Angaben „eine einfache Entscheidung, als ich hörte, Werder Bremen ist interessiert. Der deutsche Fußball passt gut zu mir, das ist mein Stil“.

Trotzdem sind die Umwälzungen beim Tabellen-14. gut zu erkennen. Im Sommer 2010 stand Werder noch als Champions-League-Teilnehmer da, der sechs WM-Fahrer in seinen Reihen und gerade einen Stürmer von Inter Mailand (Marko Arnautovic) verpflichtet hatte. Nur wenige Monate später sind Spieler wie Almeida und Mesut Özil längst Geschichte. Dazu wird auch bei Per Mertesacker über einen Wechsel ins Ausland und bei Torsten Frings über ein Ende der Karriere spekuliert.

Gleichwertigen Ersatz kann sich Werder ohne Europapokal-Einnahmen nicht mehr leisten. „Wir planen nur das ein, was wir sicher einnehmen“, sagte Allofs. Und nach dieser verkorksten Hinrunde könne man „im Pokal oder international kein Geld mehr dazuverdienen“.

Es gab Zeiten, in denen die Bremer trotz wirtschaftlicher Nachteile viel mehr erreichten als mancher Konkurrent. Werder grub Spieler wie Pizarro, Micoud oder Diego aus, als die in Deutschland noch kaum jemand kannte. „Auch Denni passt in unser Raster“, betonte Allofs. „Er steht erst am Anfang seiner Entwicklung.“

Nur sind die Zeiten, in denen Werder für die Liga stilbildend war, erst einmal vorbei. Das bessere Auge für Transfers scheint man jetzt in Dortmund oder Leverkusen zu haben. Auch der attraktivste Fußball wird längst dort gespielt. In Bremen, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ schon im November, ist „womöglich ein Zyklus an sein Ende gekommen“.

In der Rückrunde geht es zunächst einmal darum, nicht noch tiefer in den Abstiegskampf hineinzugeraten. Mit Almeida wurde der beste Torschütze der Saison verkauft, mit Naldo droht ein weiterer Leistungsträger die gesamte restliche Saison auszufallen. „Bei der bisherigen Entwicklung wäre es ein kleines Wunder, wenn er in der Rückrunde noch einmal spielen würde“, sagte Allofs. Der Brasilianer fällt bereits seit dem Beginn der Spielzeit wegen eines Knochenödems im rechten Knie aus. „Alles, was bisher gemacht worden ist, hat nicht zum Erfolg geführt. Wir müssen akzeptieren, dass dies eine langwierige Geschichte ist“, erklärte Allofs.

Zunächst wollte Naldo noch im Januar nach Brasilien fliegen, um sich dort vom Arzt seiner Nationalmannschaft untersuchen zu lassen. „Wir konnten dafür aber nicht die volle Verantwortung übernehmen, das haben wir ihm auch mitgeteilt“, sagte Allofs.

Aber Trainer Thomas Schaaf blickt in Belek dennoch „sehr positiv nach vorn. Wir wissen alle, dass wir ein halbes Jahr erlebt haben, in dem wir hinter den Erwartungen geblieben sind“, sagte er. „Aber ich glaube an die Qualität, die wir haben. Die Mannschaft ist gewillt, es besser zu machen. Das sieht man daran, wie sie sich hier präsentiert.“

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