Ansgar Brinkmann - zwischen Genie und Wahnsinn

Berlin (dpa) - Die Fans versetzte er in Ekstase, die Trainer brachte er oftmals zur Verzweiflung. Bei dem Tempo, das Ansgar Brinkmann während seiner Karriere vorlegte, konnten ihm nur wenige folgen. Nicht einmal die Polizei.

Jetzt hat er eine Biografie herausgegeben.

Nur 59 Spiele haben Ansgar Brinkmann das Leben gerettet. „Wenn ich die Bundesliga nicht erlebt hätte, ich glaube, daran wäre ich zerbrochen, dann wäre ich definitiv kaputtgegangen“, schreibt Brinkmann in seiner jüngst herausgegebenen Biografie „Der weiße Brasilianer“.

Dass ein ehemaliger Fußballprofi, der kein Länderspiel bestritt und dessen bekannteste Vereine Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt waren, ein Buch über sich herausbringt, verwundert auf den ersten Blick. Der Typ Ansgar Brinkmann bietet jedoch unterhaltsamen Lesestoff auf der Schwelle zwischen Genie und Wahnsinn.

„Ich habe nie jemanden anderen geschadet, nur mir selbst“, schreibt der 41-Jährige. 405 Spiele bestritt er von der ersten bis zur vierten Liga, aber nur 59 Partien im Fußball-Oberhaus. Auf dem Rasen brillierte er mit sensationellen Dribblings, außerhalb des Platzes waren die Schlagzeilen über ihn oft negativ: Fahrerflucht, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Millionenpleite.

Reduziert man Brinkmann nur auf die Skandale, wird man ihm nicht gerecht. Für die zwölf Vereine in 20 Profijahren gab er sein Herzblut. Dafür verziehen die Fans ihm so manche Eskapade. In Gütersloh legte er eine gesamte Straße in Schutt und Asche, in Osnabrück schnappte ihn einst die Polizei, als er alkoholisiert mit seinem Porsche durch die Straßen fuhr. Brinkmann flüchtete aus dem Polizeiauto. Aktionen wie diese brachten dem begnadeten Fußballer Spitznamen wie „Ansgar Trinkmann“ oder „Baccardi-Brinkmann“ ein. Noch immer ärgert ihn sein Party-Image. „Ich trank kaum Alkohol, aber wenn ich trank, dann richtig.“

Wo Brinkmann war, herrschte Chaos - und beste Unterhaltung. Mal saß er in Bielefeld mit einer Portion Pommes in der Teambesprechung vor Trainer Benno Möhlmann, mal buchte er sich mit Teamkollege Thomas Ziemer einen Clown für einen Tag, der sie unterhalten sollte.

Die ausschweifende Lebensart ist die eine Seite des Ansgar Brinkmann, eine andere Facette ist sein ausgeprägter Ehrgeiz. Von ganz unten schaffte er es bis in die Bundesliga. Bevor er zu Eintracht Frankfurt wechselte, saß er in der Reserve des BV Cloppenburg in der Bezirksliga auf der Bank. Für Brinkmann waren es „die Niederungen der Kreisklasse, eine über der Thekenliga“. Eine Strafmaßnahme, nachdem er die Einflussnahme eines Sponsors kritisiert hatte. Auf der Weihnachtsfeier sagte er: „Meine Damen und Herren, ich möchte niemandem zu nahe treten. Aber, ob bei uns der Trainer auf der Bank sitzt oder der Busfahrer, ist ungefähr das Gleiche.“

Brinkmann ging kompromisslos seinen Weg. Offen, ehrlich und authentisch. Dennoch räumt er ein: „Ich hätte heute lieber 50 Länderspiele als 50 Anekdoten.“

Die Stationen von Ansgar Brinkmann

Ansgar Brinkmann wurde am 5. Juli 1969 in Vechta geboren und wuchs im niedersächsischen Bakum, unweit von Osnabrück auf, wo er derzeit lebt. In der Bundesliga bestritt er 59 Partien (vier Tore), in der zweiten Liga lief er 313 Mal auf (34 Tore). In seiner Profikarriere hatte Brinkmann 16 Stationen, die sich auf zwölf Vereine verteilen.

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