Allofs, Hecking und das schwere Magath-Erbe

Belek (dpa) - Im Trainingslager in Belek sind Klaus Allofs und Dieter Hecking gerade dabei, mit viel Elan am Image und Erfolg des VfL Wolfsburg zu arbeiten. Doch dafür müssen sie sich immer noch von Altlasten aus der Ära Magath befreien: Die „Wölfe“ haben viel zu viele Spieler.

Ivan Perisic war noch keinen ganzen Tag beim VfL Wolfsburg, da hatte er alle bei seinem neuen Verein schon zum ersten Mal verblüfft. „Ich kenne jeden Namen hier“, sagte der Millionen-Einkauf von Borussia Dortmund nach seinem Wechsel. Dabei ist das bei den „Wölfen“ gar nicht so einfach. 35 Spieler gehören zum viel zu großen Kader des Fußball-Bundesligisten, einige von ihnen wie Ferhan Hasani, Mateusz Klich oder Yohandry Orozco sind nicht einmal jedem VfL-Fan ein Begriff. „Das ist nicht gut für ein Team“, erklärte Perisic. „Aber ich denke, das war eher der Fehler des Sportdirektors, der vor Herrn Allofs hier war.“

Klaus Allofs, Dieter Hecking und das schwierige Erbe von Felix Magath - das ist ein heikles Thema, das die Wolfsburger noch längere Zeit beschäftigen wird. Zwar arbeiten der neue Sportchef und der neue Coach im Trainingslager in Belek an der türkischen Riviera vor allem daran, dem VfL wieder mehr Kontinuität, sportlichen Erfolg und ein neues Image zu verschaffen. Doch dafür müssen sie auch erst einmal Altlasten ihres im Oktober gefeuerten Vorgängers beseitigen.

„Wir sind intensiv dabei, den Kader zu verkleinern. In den nächsten Tagen wollen wir noch den einen oder anderen Spieler bei einem anderen Verein unterbringen“, sagte Allofs. Auch Hecking hatte gleich nach seinem Amtsantritt betont: „35 Mann im Kader sind zu viel. Mit 20 Spielern plus drei Torhütern und noch vier, fünf Nachwuchsspielern lässt es sich gut arbeiten.“

Magath sah das offensichtlich anders. 27 neue Profis für rund 67 Millionen Euro verpflichtete der frühere Trainer, Manager und Geschäftsführer in den nur anderthalb Jahren seiner zweiten Wolfsburger Amtszeit.

Dass seine Personalpolitik am Ende genauso untragbar war wie seine Menschenführung, lässt sich gut am Beispiel von Slobodan Medojevic beschreiben. Für rund zwei Millionen Euro holte Magath den völlig unbekannten Serben im Januar 2011 von Vojvodina Novi Sad, um ihn anschließend nie einzusetzen. Jetzt haben Allofs und Hecking kaum Verwendung für den 20-Jährigen, weil es für seine Position im defensiven Mittelfeld schon sieben andere Spieler gibt.

Auch Schalke 04 brauchte drei Transferperioden und mehr als ein Jahr, um eine neue Struktur in den von Magath hinterlassenen Kader zu bekommen. Allofs und Hecking sind erst seit wenigen Wochen in Wolfsburg, aber bereits zunehmend genervt von diesem Thema. „Um es klar zu sagen: Das ist keine Katastrophe. Das Trainerteam kann das sehr gut auffangen“, sagte Allofs in Belek. „Wir haben auch deshalb so viele Spieler mit hierher genommen, damit der Trainer die Chance hat, alle anzusehen.“ Letztlich gilt jedoch der Grundsatz, den der neue starke Mann schon in seinen ersten Tagen beim VfL formuliert hat: „Jeder Spieler sollte eine realistische Perspektive haben.“

Der erste Reservist, den die Wolfsburger von ihrer üppigen Gehaltsliste bekamen, war Marco Russ. Dessen alter und neuer Verein Eintracht Frankfurt nimmt dem VfL vielleicht auch noch den Stürmer Srdjan Lakic ab. Sportdirektor Bruno Hübner erzählte der „Frankfurter Rundschau“ ganz offen, dass es mit Felix Magath immer „schwierig“ gewesen sei. „Mit Klaus Allofs ist das schon was anderes“, sagte er. „Mit ihm kann man vernünftig verhandeln.“

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