96 startet ohne Manager - Slomka: „Meine Idee“

Hannover (dpa) - Auf eins legt Mirko Slomka großen Wert. Dass Manager Jörg Schmadtke immer noch beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96 arbeitet, das liege an ihm - am 96-Coach, der nicht gerade zu Schmadtkes besten Freunden zählt.

Genau so diktiert es Slomka dieser Tage in fast jeden Block, der ihm während der bis zum 10. September befristeten beruflichen Auszeit Schmadtkes unter die Nase gehalten wird. „Ich habe den Anstoß dazu gegeben, dass Jörg Schmadtke weiter im Amt ist, dass man allenfalls über eine Auszeit nachdenken soll“, sagte Slomka gerade erst dem „Kicker“.

Ähnlich stellte es der 44-Jährige zuvor im Interview mit der „Neuen Presse“ aus Hannover dar. „Da hätte man herausstellen können: 'Hey, der Trainer will unbedingt, dass er bleibt.' Dies wurde nicht gesagt.“ Drum verkündet Slomka dies nun selbst. Die von ihm verbreitete Variante hört sich aber in Hannover auch genauso ungewöhnlich an, wie die Auszeit Schmadtkes selbst.

Dass ein erfolgreicher Manager eines aufstrebenden Bundesligaclubs mitten während der noch bis Ende August laufenden Transferfrist kürzer tritt, um sich um Privates zu kümmern, ist im knallharten Geschäft des Profi-Fußballs außergewöhnlich. „Er ist im Hintergrund präsent und erreichbar“, berichtete Slomka und befand gar: „Ich freue mich, dass Jörg Schmadtke bald wiederkommt, weil ich es als notwendig empfinde, dass eine ordnende Hand im Tagesgeschäft da ist.“

Dabei hatte Schmadtke noch aus seiner Auszeit heraus an der Rückholaktion von Szabolcs Huszti mitgewirkt und zuvor alle notwendigen Wechsel organisiert, etwa Innenverteidiger Felipe aus Lüttich geholt und im Gegenzug Emanuel Pogatetz nach Wolfsburg transferiert. In den vergangenen Jahren hatte der ehemalige Bundesliga-Torwart mit erfolgreichen Schnäppchen-Transfers für Furore gesorgt. Unter anderen holte er den inzwischen zum Nationalkeeper aufgestiegenen Ron-Robert Zieler und die Torjäger Mohammed Abdellaoue, Mame Diouf und Didier Ya Konan.

Doch das Verhältnis zwischen Schmadtke und Slomka gilt allen Erfolgen von Hannover zum Trotz nicht als spannungsfrei. „Die Reibung zwischen uns ist produktiv, und sie wird in Erfolg umgesetzt“ - so beschreibt es Slomka. Von Schmadtke waren, bevor seine befristete Auszeit verkündet wurde, Aussagen zu hören, die Interpretationsspielraum ließen. Immer wieder deutete der Düsseldorfer an, dass das Verhältnis zu Slomka auch ein Grund dafür sei, dass der Sport-Geschäftsführer Hannover verlassen und ins Rheinland zurückkehren wollte. Dann kam die überraschende Wende.

Clubchef Martin Kind - und nach eigenen Angaben ja auch Slomka - überredeten Schmadtke, eine Auszeit zu nehmen, die Familie nach Hannover zu holen und bei 96 zu bleiben. „Die gefundene Lösung ist optimal, weil sie Jörg Schmadtke und seine Familie unterstützt und auch für Hannover 96 gut ist“, erklärte Kind. „Wir haben eine außergewöhnliche Situation gelöst.“

Eine nicht ganz so außergewöhnliche Situation muss dagegen noch gelöst werden. Slomkas Vertrag nämlich läuft nach der kommenden Saison aus. Eine Verlängerung ist bislang noch nicht in Sicht. „Warum soll ich darüber nachdenken? Es gibt kein Angebot“, erklärte der Coach. Im Herbst sollen die Gespräche aufgenommen werden. Slomkas Aussagen in Sachen Schmadtke dürfen also auch als zusätzliche Eigenwerbung gewertet werden. Nach dem Motto: 'An mir liegt es doch gar nicht, dass Schmadtke weg wollte.'

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