Blatter und seine Generäle: Manch Panne und oft Streit

São Paulo (dpa) - Auslosungen sind eigentlich eine einfache Angelegenheit. Vor allem dann, wenn nur zwei Gruppen á vier Teams zusammengestellt werden müssen. Dass es auch dann zu Fehlern kommen kann, machte die Zeremonie zum Confed-Cup in Sao Paulo deutlich.

Las Vegas 1993. In einem weißen Anzug moderiert der damalige FIFA-Generalsekretär Joseph Blatter die WM-Auslosung. Die ganze Fußball-Welt kann sehen: Die Show gehört ihm. Fünf Jahre später rückt Blatter beim Weltverband ins Präsidentenamt auf. Es beginnt eine Folge von schwierigen Beziehungen mit den Nachfolgern auf seinem früheren Posten. Die Lospanne von Jérôme Valcke bei der Confed-Cup-Auslosung in São Paulo war ein Fauxpas eines Generalsekretärs, der Blatter nicht geschmeckt haben dürfte.

Michel Zen-Ruffinen ist der direkte Erbe Blatters. Doch schon 2002 ist das Verhältnis zerrüttet. Zen-Ruffinen spricht über eine falsche Finanzmoral bei der FIFA und unterstützt die Opposition gegen Blatter. Der Sturz scheitert und der Generalsekretär wird geschasst. Urs Linsi folgt im Amt. Dem Schweizer Banker fehlt aber das von Blatter verlangte Charisma. Als er eine WM-Playoff-Auslosung 2005 ähnlich wie nun Valcke verpatzt, wird er öffentlich degradiert.

Der Medienmann Markus Siegler ist das optische Gegenstück zu Linsi und darf entgegen jeder FIFA-Gewohnheit die Auslosung für die deutsche WM 2006 mit Claudia Schiffer moderieren. Dieser Auftritt ist ganz nach dem Blatter-Geschmack. Als Linsi 2007 schließlich geht - oder gehen muss - ist Siegler ein Nachfolge-Kandidat.

Doch es folgt eine Überraschung: Valcke wird auf Vorschlag Blatters Generalsekretär, dabei hatte sich die FIFA nach einem missglückten und für die FIFA teuren Sponsorendeal wenige Monate zuvor von ihrem Marketing-Mann gerade erst getrennt. „Starke Leute holt man zurück“, lautet Blatters Begründung. Valcke beweist sich als kluger Manager, die WM 2010 in Südafrika bringt der Franzose gut über die Bühne.

Das Topf-Dilemma von São Paulo ist nun ein kleiner Kratzer in der Vita Valckes. Um seinen Job fürchten muss er aber kaum, Blatter kann sich nach den Korruptionsskandalen keine große Personalbaustelle leisten. Schwer vorstellbar ist aber, dass ihm Blatter die große WM-Auslosung am 6. Dezember 2013 in Salvador noch anvertraut. Ein ähnlicher Fehler dort wäre für die FIFA ein richtiges Desaster.

Aber schon die Auslosung der Gruppen für die WM 1982 in Spanien war für die FIFA kein Ruhmesblatt gewesen. Bei der Zeremonie in Madrid unter der Regie von Generalsekretär Blatter streikten die automatischen Lostrommeln, die die Paarungen ermitteln sollten. So rutschte Belgien aus unerfindlichen Gründen in eine falsche Gruppe, Schottland ebenso. Seither werden die Loskugeln wieder per Hand gezogen.

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