„Wundertüte“ Köln: FC vollzieht ohne Poldi den Umbruch

Köln (dpa) - Im Jahr eins nach der Ära Lukas Podolski steht der 1. FC Köln in der 2. Fußball-Bundesliga vor einem kompletten Neuanfang. Der Absteiger will in der kommenden Saison den Spagat zwischen dem Erreichen der sportlichen Ziele und der wirtschaftlichen Konsolidierung schaffen.

„Ganz ehrlich, der neue FC ist auch für mich eine Art Wundertüte. Ich denke, wir haben eine interessante Mischung, viele Spieler, die noch nicht so zeigen konnten, was in ihnen steckt“, sagte der neue Trainer Holger Stanislawski bei seinem Amtsantritt.

Neben FC-Ikone Podolski - für 13 Millionen Euro zum FC Arsenal abgewandert - verzichtet der Club freiwillig auf prominente Akteure und baut stattdessen auf den Nachwuchs. Denn letztlich ist die Erkenntnis gereift, dass das Experiment mit Superstar Poldi gescheitert ist. Das räumte Geschäftsführer Claus Horstmann in der „Sport Bild“ (Mittwoch) ein.

„Als der Verein Lukas zurückgeholt hat, ging es um Emotionen, um die Identifikationsfigur der Kölner. In der Phase war das ein wohlbedachter Transfer“, so Horstmann, der rückblickend ergänzt: „Aus heutiger Sicht hat sich der Transfer nicht gelohnt, nicht etwa, weil Lukas nicht seine Leistung gebracht hätte, sondern einfach, weil man die Mannschaft drum herum nicht auf dieses Niveau bringen konnte.“

Nach dem Abstieg vollziehen die Domstädter nun die Kehrtwende und die Abkehr von der einstigen Philosophie. Aus der Not soll eine Tugend werden. Künftig steht der 19-Jährige Timo Horn anstelle des Champions League erfahrenen Michael Rensing im Tor.

Vorne soll Eigengewächs Adil Chihi für Gefahr sorgen, und nicht der einstige Torjäger Milivoje Novakovic (44 Bundesliga-Tore), der gefrustet wohl Richtung Japan zieht. Auch bisherige Stammkräfte wie Martin Lanig (Eintracht Frankfurt), Sascha Riether (FC Fulham) oder Ex-Kapitän Pedro Geromel (Sonderurlaub) wurden weggeschickt. „Wir können uns diese Gehälter schlicht nicht mehr leisten“, erklärte Stanislawski.

Mehr als 20 Millionen Euro Schulden drücken den Club. Und nachdem in der Vorsaison trotz des teuren Kaders der fünfte Abstieg nicht vermieden werden konnte, erwarten die Kölner nun Mindereinnahmen von 20 Millionen Euro. Deshalb müsse der Kaderumbau zügig und konsequent erfolgen, um viele neue und junge Spieler schnell zu integrieren, lautet die Marschroute.

Der Coach begreift den Umbruch vor allem als Chance. „Wir haben gute entwicklungsfähige Spieler. Wir sind im Neuaufbau, und das ist gut so wie es ist“, meinte Stanislawski. Den Talenten will er Zeit zur Entwicklung geben, allerdings auch nicht ewig. „Hier bekommt keiner für sechs Monate so eine Art Welpenschutz“, betonte der 42-Jährige, der bereits der 16. FC-Trainer seit 2000 ist.

Das Wort Wiederaufstieg steht bei den Kölner Verantwortlichen zunächst auf dem Sprachindex. Gleichwohl wird der Traditionsclub bei der Konkurrenz als heißer Anwärter für die Bundesliga-Rückkehr gehandelt. Doch Horstmann dämpft vor dem Auftaktmatch bei Eintracht Braunschweig am Sonntag die Erwartungen: „Wenn alles gut läuft, mag der Aufstieg rauskommen. Aber wir lassen uns nicht hetzen.“

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