DFL begeistert sich selbst - Sicherheitsthema akut

Frankfurt/Main (dpa) - Die Zukunft des deutschen Profi-Fußballs scheint rosarot. Nur die Dauerdebatte um die Sicherheit in den Stadien trübt auch kurz vor dem Start in die Bundesliga-Rückrunde weiter die Stimmung der Spitzenfunktionäre.

Ligapräsident Reinhard Rauball erklärte beim Neujahrsempfang der Bundesliga den Dialog mit den Fans zu einer der wichtigsten Aufgaben für die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Bundesliga-Clubs. „Wir sind uns unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst. Auch wenn wir nicht alles zu verantworten haben, was im Fußball passiert“, sagte Rauball bei der Veranstaltung am Dienstag in Frankfurt.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert versprach bei dem Empfang vor etwa 400 geladenen Gästen im noblen Thurn und Taxis Palais, Konfrontationen unbedingt vermeiden zu wollen. „Die DFL bekennt sich zu ihrer Rolle in diesem Dialog. Wir werden beitragen, was wir beitragen können.“ Im Vorjahr habe man Fehler gemacht. Rauball sprach konkret von Versäumnissen bei der Kommunikation mit den Fans.

Die Hoffnungen auf ein Ende der Debatte durch die Verabschiedung des Konzepts „Sicheres Fußballerlebnis“ im Dezember sind aber kurz nach dem Jahreswechsel offenbar schon dahin. Auch bei der Gala zur Mittagsstunde sprachen Rauball und Seifert ungefragt die diffizile Thematik wieder an. Rauball erneuerte das Versprechen, den finanziellen Einsatz der Clubs von bislang drei Millionen Euro zu erhöhen. Die Bedingung: Auch die Politik muss sich bewegen. „Wir sind nicht dazu da, die Haushalte der Kommunen zu entlasten.“

Der in der Vorwoche publik gewordene Einsatz von V-Leuten in Stadien einiger Bundesländer verwundert Rauball derweil. „Wo wir gerade die Diskussion mit den Fans fortführen, ist das ein sensibles Thema“, sagte der Präsident von Borussia Dortmund. „Ich war überrascht, als das Thema auf den Tisch gekommen ist.“ Offenkundig war die Ligaspitze in die Polizeiaktionen nicht eingeweiht.

Grundsätzliche Einwände gegen einen Einsatz verdeckter Ermittler hat der Jurist aber gar nicht - sofern er der Abwehr rechtsradikaler Gefahren dient. „Wir müssen aufpassen, uns irgendwann nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, den Anfängen nicht gewährt zu haben.“

Die Fandebatte will so gar nicht in die Bundesliga-Boom-Stimmung passen. Vor versammelter Fußball-Prominenz, darunter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und zahlreiche Club-Vertreter, zeichneten Rauball und Seifert abseits der Sicherheitsthematik ein rundum positives Bundesliga-Bild.

„Ohne in Selbstlob zu verfallen, mein Eindruck ist, dass die Liga glänzend dasteht“, sagte Rauball bei der traditionellen Zusammenkunft kurz vor dem Rückrundenstart am Freitag. Besonders die Rekordzahl von sieben Clubs in Champions- und Europa League stimmen die Verantwortlichen glücklich. „Ich bin überzeugt, dass die Liga für die kommenden Aufgaben gut gerüstet ist“, sagte Seifert.

Für reichlich Erheiterung im Festsaal sorgte Rauballs schwieriges Unterfangen, dem FC Bayern München nicht schon zum wahrscheinlichen Titelgewinn zu gratulieren. „Ich gehöre zu der Seite der Propheten, die lieber die Ergebnisse abwarten“, redete sich der BVB-Funktionär elegant heraus. Nichtsdestotrotz sei der Vorsprung des Konkurrenten nach den Leistungen der Hinrunde groß. „Das gilt es zu respektieren.“

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