Fußball: Wenn Stromberg das glasierte Kaninchen serviert

Düsseldorf. Wenn auf einer Internetseite von "Behind the scenes", "Second Life", "Athletes’ Performance", "Workout" oder "Wallpaper" die Rede ist, dann kann man verschreckt die Computer-Maus zur Seite stoßen - oder aber registrieren, dass man sich mitsamt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf dem interaktiven Weg nach Südafrika befindet.

Was die Macher der neuen, opulenten Nationalmannschafts-Seite team.dfb.de da an angelsächsischen Sprachtiefen ausgegraben haben, würde dem bekennenden Sprachtraditionalisten Westerwelle ("Wir sind hier in Deutschland, und hier sprechen wir deutsch") die Tränen in die Augen treiben.

So "inteam" war man nie mit der Nationalelf. Wahlweise kann man essen, sich anziehen oder sogar trainieren wie Ballack und Kollegen. Text oder Video helfen, ganz so, wie es den Hirnhälften des "Users" genehm ist.

Da zaubert der DFB-Koch Holger Stromberg dem Jogi ein glasiertes Kaninchen auf den Teller, oder der amerikanische Fitness-Mann Shad Forsythe parliert dank engagiertem Simultan-Dolmetscher über die Rumpfmuskulatur, die Kurt Schmidtchen vor dem Bildschirm aber bitte ab sofort genauso trainiert wie - sagen wir - Mario Gomez. Damit Schmidtchen dann bald genauso viele Tore schießt wie Gomez. Wobei das ja tatsächlich gar nicht so schwierig wäre.

Und was da philosophiert wird: "Erfolg heißt für mich, der Beste zu sein, der ich sein kann", sagt Verteidiger Andreas Beck. Da darf man sich dann schon mal kurz am Kopf kratzen. Bis René Adler übermittelt: "Die dunkelste Stunde ist die vor dem Sonnenaufgang." Stimmt natürlich. Und Per Mertesacker findet: "If you can’t change it, don’t fight it." Da hat sich der Kreis dann endgültig geschlossen. Das Nationalteam in der globalisierten Welt - eben im World Wide Web.

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