Fußball: Uwe Klimaschefski - „Als wir den Platzwart an den Pfosten fesselten“

Interview der Woche: Uwe Klimaschefski war als Profi ein Mann der ersten Liga-Stunde und ein bekannter Trainer. Morgen wird er 70.

Homburg. "Klima" war der Spitzname von Uwe Klimaschefski, der morgen 70 Jahre alt wird. Kein Trainer hat bei mehr Zweitligaspielen auf der Bank gesessen, über 400 Mal betreute er zwischen 1970 und 1994 Teams wie FC Homburg, 1. FC Saarbrücken, Hertha BSC, München 1860, Blau-Weiß 90 Berlin und Mainz05. Klimaschefski stammt aus Bremerhaven, wo der Sohn eines Hafenarbeiters mit 17 in der Oberligaelf von 93 am legendären Zollinland debutierte. Bei Hertha war der Verteidiger 1963 ein Bundesligaprofi der ersten Stunde, in den siebziger und achtziger Jahren einer der bekanntesten Trainer der Republik.

Herr Klimaschefski, Sie wohnen immer noch in Homburg - dürfen Sie nach wie vor ungestraft bei Rot über die Ampelkreuzung fahren?

Uwe Klimaschefski: Wir hatten mit Homburg die Bayern im Pokal ausgeschaltet und ich wurde im ZDF-Sportstudio gefragt, warum ich trotz der Anfragen anderer Vereine immer noch in Homburg wäre. Da habe ich das rausgehauen: Weil ich nur in Homburg ungestraft bei Rot fahren darf.

Und warum sind Sie nie zu einem Bundesligaklub gewechselt?

Klimaschefski: Wir haben mit Homburg viel erreicht. Gegen die großen Vereine wie Nürnberg, Stuttgart, 1860 oder Karlsruhe haben wir immer gut ausgesehen. Wir hatten eine clevere Defensivtaktik, konnten gut kontern.

Alle regten sich über Ihre Abseitsfalle auf.

Klimaschefski: Die Abseitsfalle war unsere Spezialität, dafür haben wir im Training lange geübt. Ich weiß noch, wie verzweifelt der große HSV war, als die in einem Pokalspiel 40 Mal ins Abseits gelaufen sind.

Warum sind Sie nun nie in die Bundesliga gewechselt?

Klimaschefski: In Homburg hat das irgendwie gepasst. Mit dem Präsidenten Udo Geitlinger gab es nur einen, der das Sagen hatte. Wir waren wie Kopp und Arsch. Natürlich habe ich mir alles angehört, allein bei dem Roth in Nürnberg habe ich zweimal auf der Couch gesessen. Aber dann habe ich gemerkt: Da gibt es 1000 Mark mehr, aber auch zehn Mal mehr Ärger - und bin geblieben.

Sie sind mit dem 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga aufgestiegen. In Erinnerung sind Sie aber vor allem wegen Ihrer flotten Sprüche.

Klimaschefski: Ich war schon als Spieler schlagfertig. Ist doch schön, wenn man sich daran erinnert. Die Sprüche kamen meistens nur, wenn ich sauer war oder ein Journalist eine blöde Frage stellte.

"Ich habe jetzt keine Zeit für weitere Fragen", beendeten Sie einmal eine Pressekonferenz, "weil ich meine blinden Spieler zum Bus führen muss." Könnte man das heute noch sagen?

Klimaschefski: Ich weiß es nicht, aber wenn man Erfolg hat, kann man als Trainer alles machen und hat Recht. Ich glaube, ich würde heute noch mehr anecken als früher. Aber davor hatte ich noch nie Angst.

Und Sie haben tatsächlich mal einen Platzwart an den Pfosten gebunden und dann Torschusstraining machen lassen?

Klimaschefski: Die Schote musste ja noch kommen. Das war in Homburg, an einem Rosenmontag. Der Platzwart betrieb im Stadion eine Kneipe und war, sagen wir mal, ziemlich fröhlich. Und er nervte uns, weil er uns unbedingt auf den Hartplatz schicken wollte, wir aber auf Rasen kickten. Da habe ich zwei Spieler geschickt, Sprungseile holen. Damit haben wir den an den Pfosten gebunden, aber so, dass er den Kopf bewegen und den Bällen ausweichen konnten. Und dann haben wir vom 16er geschossen, eine Viertelstunde oder so - bis seine Frau ihn mit dem Küchenmesser befreit hat.

Sie galten als Raubein der frühen Bundesligajahre.

Klimaschefski: Mag sein, aber der Otto Rehhagel, mit dem ich in Kaiserslautern zusammengespielt habe, hatte in der Hinsicht noch mehr drauf. Obwohl: Ein Weichei war ich natürlich auch nicht.

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