Fußball: Schalke trifft Gladbach - Señor Raul beendet die Torflaute

Der Star-Stürmer erzielt im sechsten Spiel sein erstes Tor für Schalke zum 2:2 gegen überraschend starke Gladbacher.

Gelsenkirchen. Er ist so anders als Schalke, dass ihn der Stadionsprecher mit Señor begrüßt. Vielleicht wollte gerade darum sein Trainer Felix Magath diesen Raul González Blanco. Und vielleicht geriet der Start dieses Ausnahmestürmers auf Schalke auch zu einem zähen Prozess. Seit Rauls Dienstantritt auf Schalke rollt Magath dem Spanier den königsblauen Teppich aus.

"Ich schätze ihn über alles", sagt Magath. Weil Raul den Fixpunkt bildet in einer gerade massiv im Umbruch befindlichen Mannschaft. Doch bisher versprühte dieser noch keine rechte Leuchtkraft. Umso mehr verschaffte jener Schuss drei Minuten vor dem Spielende gegen Borussia Mönchengladbach allen auf Schalke große Erleichterung.

Raul rettete mit seinem Tor zum 2:2 die Schalker vor einer weiteren Blamage und wirkte danach so konträr unaufgeregt in dem ansonsten nach Dramen strebenden Schalker Umfeld. "Ich bin ganz ruhig geblieben. Tore fallen, wenn sie fallen," sagte Raul. "Ich hatte heute richtig Lust, mein erstes Tor zu machen, und jetzt habe ich es geschafft. Nun wird es leichter für mich."

Und für Magath und für Schalke könnte man anfügen: Raul ist auf Schalke angekommen. Magaths Verbeugung vor der Stürmerlegende geht sogar so weit, dass er Raul als den Leidtragenden der schlechten Startphase sieht. Weil der seine Stärken im Strafraum habe, dort aber bisher kaum verwertbare Bälle von seinen Mitspielern erhielt. Wie die Ironie des Schicksals wirkt da der Umstand, dass der Gladbacher Thorben Marx vor dem 2:2 mit einem verunglückten Pass Raul bediente. Der genoss den Applaus der Fans. "Nach so einem Spiel so gefeiert zu werden, ist schon etwas Besonderes."

Der Schalker Anhang war vor allem deshalb begeistert, weil die Mannschaft nach einer über weite Strecken fehlerhaften ersten Hälfte und einem 0:2 im zweiten Durchgang zumindest eine leidenschaftliche Aufholjagd lieferte. Filip Daems (15.) mit Foulelfmeter und Michael Bradley (43.) hatten mit ihren Toren Gladbach in Führung gebracht. Klaas-Jan Huntelaar hatte nach der Pause sein bereits drittes Tor (52.) im dritten Spiel folgen lassen.

Trainer Magath nahm die zweite Hälfte als Schablone, wie sich seine Mannschaft künftig präsentieren sollte. "In der ersten Halbzeit haben wir zu wenig Mumm gezeigt", sagte Magath. Allerdings hatte auch der 57-Jährige eine entscheidende Rolle an der erneut schwachen Defensivleistung und dem daraus resultierenden Rückstand. Gegen Gladbach beorderte er den Innenverteidiger Benedikt Höwedes auf die Position des rechten Verteidigers und probierte damit die fünfte Variante im sechsten Spiel. Eine erneute Schwachstelle, die die Gladbacher für beide Treffer nutzten. In der Halbzeit korrigierte Magath seinen Fehler und beorderte Höwedes in die Mitte, erzielte so mehr Stabilität.

Magaths Suche dürfte dennoch weitergehen. Am Mittwoch steht in der Gruppenphase der Champions League gegen Benfica Lissabon ein entscheidendes Spiel an. Die Defensive, einst das Aushängeschild des Teams, bleibt ein Risikofaktor - trotz oder wegen der vielen Wechsel.

Gladbachs Trainer Michael Frontzeck wirkte nach dem Punktgewinn nach zuvor drei Niederlagen in Folge erleichtert, lobte seine Mannschaft: "Ein Riesenkompliment für das, was wir auf den Rasen gebracht haben. Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, wie schwer es ist, nach drei Niederlagen wieder Boden unter den Füßen zu bekommen." Das gelang den Gladbachern vor allem in der ersten Halbzeit. Mit dem Platzverweis gegen Roel Brouwers (78.) nach einem rüden Tritt gegen Huntelaar war der Weg für Señor Raul geebnet.

Schalke 04

überragend: -

gut: Neuer, Huntelaar

Durchschnittlich: Metzelder, Schmitz, Jones, Matip, Rakitic, Jurado, Raul

enttäuschend: Höwedes, Plestan

Borussia Mönchengladbach

überragend: -

gut: Anderson, Reus, Bobadilla

zufriedenstellend: Daems, Levels, Bradley, Marx, Arango

enttäuschend: Bailly, Brouwers, Herrmann

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