Fußball-Nationalmannschaft: Aus für Rolfes schockt Löw

Die neuerliche Knieverletzung des Leverkuseners bringt den Bundestrainer in große Bedrängnis.

Leverkusen. Es sollte seine Saison werden. Und nun ereilte ihn der zweite Rückschlag. Die erneute Knie-Verletzung von Simon Rolfes ist nicht nur ein Schock für Bayer Leverkusen im Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga. Sie treibt auch Bundestrainer Joachim Löw die Sorgenfalten auf die Stirn. "Die Betroffenheit war bei allen sehr groß", berichtete Manager Oliver Bierhoff in Stuttgart. Beim entscheidenden 1:0 der Nationalmannschaft in Moskau gegen Russland war Rolfes zuletzt zum Einsatz gekommen, danach hatte er sich einer Operation am Knie unterziehen müssen.

Dienstag wurde der 28 Jahre alte Fußball-Nationalspieler bereits in Augsburg wegen eines Knorpelschadens erneut operiert. Bayer Leverkusen legte Wert auf die Feststellung, dass es sich um eine neue Verletzung, und keineswegs ums das erneute Aufbrechen der alten handelt.

"Simon hat einfach Pech gehabt. Es handelt sich um einen fingernagelgroßen Knorpelschaden", sagte Bayer-Pressesprecher Dirk Mesch. Rolfes habe sich zuletzt im Training nicht geschont: "Er hat ganz normal trainiert." Bayer-Trainer Jupp Heynckes hatte Rolfes in der Schlussphase beim 3:0 in Hoffenheim eingewechselt. Danach hatte der Nationalspieler erstmals wieder über Schmerzen geklagt.

Löw trifft der Rolfes-Schock nur wenige Tage nach der Ausmusterung von Routinier Torsten Frings und wegen der Reservistenrolle von Thomas Hitzlsperger beim VfB Stuttgart empfindlich. Die Nationalmannschaft hat 138 Tage vor dem ersten Spiel in Südafrika gegen Australien ein Problem im defensiven Mittelfeld, weil Rolfes vermutlich wochenlang ausfällt. "Mit der Weltmeisterschaft wird es nun schwierig", sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. "Wie lange Simon Rolfes ausfällt, da legt sich doch kein Arzt der Welt fest", meinte Dirk Mesch in Leverkusen.

Oliver Bierhoff hofft weiter. "Man sollte Simon Rolfes nicht schon abschreiben, sondern die Daumen drücken", erklärte der Manager. "Schon letzte Woche hat er Schmerzen im Knie gespürt." Eine Kernspin-Untersuchung hatte Befürchtungen geweckt, die sich gestern beim Eingriff durch den Knie-Spezialisten Ulrich Boenisch bestätigten. Löws Betroffenheit ist groß, fünf Wochen vor dem ersten Länderspiel des Jahres am 3.März in München gegen Argentinien ist die Suche nach dem optimalen Partner neben Kapitän Michael Ballack auf der Sechser-Position zur größten Baustelle in der Nationalmannschaft geworden.

Prompt musste sich Bierhoff fragen lassen, ob die vor einer Woche erfolgte Ausmusterung des 79-maligen Nationalspielers Frings im Nachhinein nicht doch voreilig gewesen sei. "Was mich tierisch nervt, ist das Wort ausgebootet", konterte der Team-Manager und ergänzte sachlich: "Was immer gefordert wird, ist doch, dass man offen mit Spielern umgeht."

Die Alternativen im Kader sind neben dem von Löw sehr geschätzten Stuttgarter Sami Khedira die international unerfahrenen Christian Träsch und Christian Gentner. Wahrscheinlicher ist aber Bastian Schweinsteiger. Der 72-malige Nationalspieler hat sich nach seiner Versetzung in die Mittelfeld-Zentrale beim FC Bayern München neben Kapitän Mark van Bommel bereits öffentlich um den Job neben Leitwolf Ballack beworben. "Ich weiß, dass ich in der Mitte am besten bin. Für mich ist die Position ideal", sagt Schweinsteiger.

Löw hatte das 3:2 der Bayern in Bremen live und Schweinsteiger im direkten Vergleich mit Frings verfolgen können und schwärmte: "Bastian hat die Rolle hervorragend ausgefüllt." In dem Münchner Saison-Aufsteiger Thomas Müller und dem Leverkusener Toni Kroos bieten sich zudem zwei Talente an, denen Löw zutraut, "irgendwann auf der Außenposition die Lücke zu schließen", die Schweinsteiger dort hinterlassen würde. Wenn er denn im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden sollte.

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