Fußball/Nationalmannschaft: Alles spricht für Lahm und Neuer

Bundestrainer Löw will erst am Mittwoch den Kapitän und die Nummer eins im Tor benennen. Löw will die Entscheidungen bekannt geben, wenn alle Spieler im Quartier angekommen sind.

Eppan. Mit einer Reminiszenz an die 50-er Jahre sowie harter Trainingsarbeit hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft über Pfingsten ihre WM-Vorbereitung in Südtirol fortgesetzt. Im Trainerteam sind wichtige Entscheidungen gereift. "Der Torhüter, der beim Turnier die Nummer eins sein wird, wird auch die beiden Vorbereitungsspiele absolvieren", sagte ein entspannt wirkender Bundestrainer Joachim Löw in Eppan.

Am Samstag wird die DFB-Elf in Budapest auf Ungarn treffen, am Donnerstag, 3. Juni, ist in Frankfurt die Auswahl Bosnien-Herzegowinas der letzte Gegner, bevor es ernst wird in Südafrika. Auch in der Beantwortung der Kapitänsfrage, die nach dem Ausfall von Michael Ballack akut geworden war, "sind wir weit".

Löw will die Entscheidungen bekannt geben, wenn alle Spieler im Quartier angekommen sind. Noch fehlen die sieben Akteure des FC Bayern München. Während Holger Badstuber, Thomas Müller, Miroslav Klose und Mario Gomez heute in Südtirol erwartet werden, komplettieren morgen Hans-Jörg Butt, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger den vorläufigen 27-Mann-Kader.

Viele Indizien sprechen indes dafür, dass sich Löw für den Schalker Manuel Neuer als Nummer eins im Tor entschieden hat, für das Amt des Kapitäns gilt der Münchner Verteidiger Phillipp Lahm (64Länderspiele) als Favorit. Sehr zufrieden ist Joachim Löw mit den Bedingungen in Südtirol, wo die Elf in den Weinbergen von Girlan eine Oase gefunden hat. Der Trainingsplatz liegt nur wenige hundert Meter entfernt auf dem Gelände des FC Eppan in einem Wäldchen in der Nähe der Montiggler Seen. Meist stehen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm, für erste Abwechslung sorgte eine Mountainbike-Tour.

Der Fleiß und der Schweiß der Kicker stellen den Trainer jedoch vor ein Problem: "Ich hätte aktuell keinen Spieler im Kopf, den ich zu Hause lassen wollte", sagte Löw, der bis zum 1. Juni noch drei Akteure aussortieren muss.

"Alle Spieler arbeiten hart, sind leidenschaftlich und wahnsinnig aufmerksam. Jeder Einzelne investiert mehr als 100 Prozent, es ist niemand da, der abfällt." Ein Extralob erhielt Lukas Podolski: "Er wird bei der WM explodieren", prophezeite Löw.

Am Vortag hatte Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron zum Empfang geladen. "Fußballer müssen nicht nur mit dem Ball jonglieren können, sondern auch mit der eigenen Psyche", sprach der 65-Jährige, einer der ganz großen Bergsteiger der Welt. "In einem Turnier geht es darum, ein Team zum Fliegen zu bringen, aber die Flügel bekommst du nicht geschenkt."

Sie seien das Ergebnis aus harter Arbeit, Intuition, Glück, Motivation, "dann kommen sie aus dem All zugeflogen und sind plötzlich da". 1974, als sich Reinhold Messner an seine ersten Achttausender heranwagte, von denen er im Lauf der Zeit alle 14 bestiegen hat, habe Deutschland eine Mannschaft aus Fliegern gehabt.

"Sie haben nicht den besten Fußball gespielt, hatten aber mit Franz Beckenbauer einen Genius." Die Spieler hätten sich als Team gefunden, und der Weltmeistertitel war die Folge eines "Abhebens aus der normalen Welt". Bei einer WM brauche es starke Charaktere, "denn eine WM ist keine gemähte Wiese wie der Weg auf den Mount Everest".

Er selbst bezeichnet sich als Grenzgänger, als Einzelgänger, am Ende bleibt die Erkenntnis der Unterschiede: "Mein Sport", sagt Reinhold Messner, "findet in der Arena der Einsamkeit statt. Fußball in einer Arena mit 80.000 Zuschauern. Diese Arena kann dich tragen, aber bei Fehlern stößt sie dich auch hinunter in die Tiefe".

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