Fußball: Leverkusen nimmt die erste Psycho-Hürde

Der 4:2-Erfolg gegen Mainz stärkt das Vertrauen des Tabellenführers in die eigene Stärke.

Leverkusen. Es ist die 14. Minute im Spiel von Bayer Leverkusen gegen den FSV Mainz 05. Der Spitzenreiter liegt seit dem Tor von Tim Hoogland in der 8. Minute mit 0:1 zurück, Tranquillo Barnetta verspringt der Ball, der ins Seitenaus trudelt. Jupp Heynckes hat bis zu diesem Zeitpunkt auf seinem Sessel ausgeharrt, jetzt springt er auf, klatscht in die Hände und fordert seine Mannschaft zu mehr Engagement auf. Der Trainer wird energisch, und seine Profis verstehen ihren Lehrer.

Nur 90 Sekunden nach dieser kleinen Episode erzielt Michal Kadlec per Kopfball den Ausgleich, weitere vier Minuten später schießt Barnetta auf wunderschöne Vorlage von Stefan Kießling das 2:1 und nochmals zehn Minuten später der überragende Toni Kroos das 3:1. Nach 90 Minuten steht es 4:2 (3:1) für Leverkusen, Bayer bleibt Spitzenreiter, und Mainz ist um die Erfahrung reicher, dass zum Erfolg gegen eine herausragende Bundesliga-Mannschaft "nicht nur eine außergewöhnliche Leistung, sondern auch eine Portion Glück gehört", wie Trainer Thomas Tuchel findet.

"Wir mussten erst geweckt werden", sagt Heynckes. Die ersten Minuten haben ihm nicht gefallen. "Das war holprig." Heynckes hat genau gesehen, was seiner Mannschaft noch fehlt, um Meister werden zu können. Sie sind auf dem Weg, aber noch lange davon entfernt, ihr Ziel erreicht zu haben. "Wir hätten uns das leichter machen können."

Erst nach dem Führungstreffer haben sie Fußball gespielt, aber das ist schon mehr Qualität als in der vergangenen Saison, als Bayer am Ende alles verspielte. Die aktuelle Mannschaft von Heynckes reagiert, aber sie muss eben auch immer noch dazu aufgefordert werden. "Am Ende haben wir souverän gewonnen", sagt Kapitän Simon Rolfes, der erst in der 75. Minute kam.

"Wir haben Klasse, wie spielen nicht nur Hurra-Fußball", doziert Heynckes. Neben Rolfes saßen auch Patrick Helmes und Renato Augusto zunächst auf der Bank, Bayer kann noch zulegen. "Wir werden kompakter, erfolgreicher, besser", sagt Heynckes. Von der Meisterschaft reden sie alle nicht. "Wir haben ein Projekt, aber wir denken von Spiel zu Spiel", sagt Rene Adler.

Als Niko Bungert zum 2:3 trifft, wackeln sie kurz. Und schlagen dann zurück. Eren Derdiyok trifft in der 88. Minute zum 4:2 und beseitigt die letzten Zweifel. "Wir haben nach der klaren Führung wieder einen Gang zurückgeschaltet, gute Mannschaften bestrafen das in der Liga normalerweise", sagt Heynckes. "Aber wir werden bis zum Ende der Saison oben mitspielen." Die erste Meisterschaft für Bayer in der Liga, für Heynckes wäre es die Krönung einer einzigartigen Karriere. Aber der Weg wird kein leichter sein.

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