Fußball: Hoffenheim sucht nach dem Schlupfloch

Christoph Janker und Andreas Ibertsberger stehen vor Dopingsperren. Oder doch nicht?

Düsseldorf. "Als Ungeheuerlichkeit" bezeichnete der Kölner Manager Michael Meier den Gedanken an eine Sperre für die beiden Profis. Dabei hatten Andreas Ibertsberger und Christoph Janker vom Bundesligaaufsteiger TSG Hoffenheim einen klaren Verstoß begangen, als sie in Mönchengladbach zehn Minuten zu spät zur Dopingprobe antraten.

Das ist ein Verstoß gegen die Durchführungsbestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Strafe ist im Code der Nationalen Dopingbehörde Nada klar geregelt. Diesem Code, der weltweit und für alle olympischen Sportarten gilt, haben sich der Weltfußballverband Fifa und der DFB unterworfen.

Dabei gilt eine umgangene Dopingprobe als ein Dopingvergehen, das mit einer zweijährigen Sperre geahndet werden muss.

Wer im Geschichtsbuch des Dopings blättert, findet dort die absonderlichsten Tricks zur Manipulation bei der Kontrolle. Deshalb sind im Radsport im Etappenziel die "Chaperons" unterwegs, um die zur Kontrolle ausgelosten Fahrer einzufangen.

Die Entrüstung des Profifußballs zeigt, dass man die Kontrollen eigentlich für überflüssig hält. Entlarvend der Vergleich, den Dortmunds Trainer Jürgen Klopp zog, als er das rigide Vorgehen in anderen Sportarten kommentierte: "Ein Ladendiebstahl in New York ist ja auch was anderes als ein Ladendiebstahl im tiefen Schwarzwald."

Doping im Fußball bringt nichts? Olympique Marseille und Juventus Turin haben das Gegenteil bewiesen, ebenso Hunderte von Profis, die in den kontrollfreien 70er und 80er Jahren Aufputschmittel nahmen oder ephedrinhaltigen Hustensaft in sich hineinschütteten. Heute werden Fußballprofis medizinisch auf höchstem Niveau betreut.

Von der schnellen Genesung eines Spielers oder der Verbesserung der Ausdauerleistung können Millionen-Einnahmen abhängen. Das rechtfertigt keine generelle Doping-Unterstellung, aber es verbietet das pauschale Vertrauen. Allein die Tatsache, dass der DFB die Kontrollen selbst organisiert, zeigt das unterentwickelte Verständnis für das Problem. So dürfen die Vereine als Dopingbeauftragte Torwart-Trainer oder Physiotherapeuten aus dem eigenen Team einsetzen.

Dieses Manko legt die Spur zu dem vermutlich einzigen Schlupfloch für die TSG Hoffenheim. Denn in den DFB-Bestimmungen heißt es: "Jeder Spieler ist persönlich dafür verantwortlich, sich unverzüglich bei der Dopingkontrollstation zu melden, wenn er benachrichtigt wird." Diese schlampige Formulierung böte die Chance, den Doping-Beauftragten zum Schuldigen zu machen, dazu müssten die Spieler nur aussagen, nicht früh genug von ihrer Auslosung erfahren zu haben.

Das war bei dem Präzedenzfall in Italien nicht mehr möglich: Da hatten die Spieler, die 30 Minuten zu spät gekommen waren, den Verstoß gegenüber dem Nationalen Verband bereits zugegeben, bevor die Weltagentur Wada auf den Plan trat.

Die Wada rief den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) an, der die einjährige Sperre verhängte. Nun wurde bekannt, dass der CAS das Verfahren neu ansetzt. Italiens Verband hatte ein Dossier eingereicht, das die Unschuld der Spieler belegen soll.

Ibertsberger und Janker haben sich zu dem Fall bisher öffentlich nicht geäußert, eine Entscheidung fällt spätestens im Laufe der kommenden Woche.

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