Fußball: Ein Kapitän für jede Gelegenheit

Am Mittwoch beantwortet der Bundestrainer die Frage aller Fragen. Es dürfte eine salomonische Lösung geben.

Frankfurt. Die wochenlang schwelende Kapitäns-Frage ist entschieden. Hat zumindest der Bundestrainer angekündigt. Künftig, so heißt es, soll es nicht nur eine Führungskraft in der Nationalmannschaft geben. Für Mittwoch hat Joachim Löw endlich sein Votum pro Michael Ballack oder Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger angekündigt.

"Ich weiß, wie es ausgeht", erklärte Manager Oliver Bierhoff am Dienstag beim Treffpunkt des 21-köpfigen Kaders in Frankfurt, bei dem der 98-malige Nationalspieler Ballack fehlte. "Wichtig ist jetzt, dass Jogi mit der Mannschaft spricht, mit dem Mannschaftsrat und den Betroffenen", sagte Bierhoff vor dem Auftakt in die Qualifikationsrunde zur Fußball-EM 2012 am Freitag in Belgien (20.45 Uhr/ARD). Er forderte ein Ende der Diskussionen: "Damit dann wieder der Fokus auf dem Spiel liegt."

Vieles deutet auf eine salomonische Lösung mit mehreren Führungskräften hin. Sowohl der langjährige Kapitän Ballack als auch WM-Kapitän Lahm hatten ihren Führungsanspruch deutlich formuliert. Am Dienstag ging Lahm kommentarlos an den Reportern vorbei. Einen "alleinigen Leitwolf, der durch die Kapitänsbinde bestimmt wird", werde es nicht mehr geben, verriet Bierhoff. Tendenz: Löw wird Ballack die Kapitänsbinde nicht nehmen, sobald der Routinier auch für die erste Elf nominiert ist. Ist Ballack aber nicht fit oder erreicht nicht seine alte Leistungsstärke, wird Lahm das Amt inne halten.

"Die WM hat gezeigt, dass wir die Verantwortung auf mehrere Schultern übertragen müssen. Es sind viele Chefs auf dem Platz gefragt", verdeutlichte Bierhoff. Der Manager verwies auf die neue Generation von Spielern, "die eine flache Hierarchie haben".

Obwohl Löw aus Fitness-Gründen auf Ballack für die EM-Ausscheidungsspiele gegen Belgien und vier Tage später in Köln gegen Aserbaidschan verzichtet, will der Bundestrainer das Tauziehen um die Binde nicht verlängern. Bierhoff hält die Kapitäns-Debatte wie Löw für "überbewertet". Torhüter Manuel Neuer machte den Zwiespalt deutlich, mit dem die Kollegen das Gerangel verfolgen. "Letztlich ist es egal, wer Kapitän ist."

Wesentlich bedeutender ist für Neuer, wie Löw die von ihm eröffnete Torwart-Debatte beendet. "Ich würde mich freuen, wenn ich spielen würde", erklärte der 24-Jährige zur Nummer-1-Frage, die durch die Rückkehr des Leverkuseners René Adler einen neuen Schub erhält. "Ich weiß nicht, ob sie offen ist", sagte Neuer.

Sami Khedira, dem sein Aufstieg bei der WM nach Ballacks Verletzungs-Ausfall ebenso wie Mesut Özil sogar einen Platz im Starensemble von Real Madrid bescherte, gab sich vor der ersten Trainingseinheit kämpferisch. "Mich interessiert die Diskussion ziemlich wenig", erklärte der 23-Jährige, ohne den Namen Ballack zu erwähnen.

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