Fußball: Der Waffenstillstand

Das Wintertheater zwischen dem DFB, Löw und Bierhoff ist offiziell beendet. Alle Teilnehmer zeigen Reue.

Düsseldorf. Joachim Löw lag die Rolle nicht, am Ende hatte er sie aber ganz gut gespielt, wenn ihn auch seine Körpersprache verriet: Hier wurde einer zu seinem vermeintlichen Glück gezwungen. Beim Frankfurter Friedensgipfel am Dienstag in der DFB-Zentrale waren die Rollen klar verteilt: Bundestrainer Löw und Teammanager Oliver Bierhoff gaben die reuigen Sünder, die nach ihren selbstbewussten Auftritten vor oder während der Vertragsverhandlungen nun eingeknickt waren durch die moralische Wucht, mit der sie Fußball-Deutschland über Tage konfrontiert hatte.

Auf der anderen Seite der nonchalante DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Präsident Theo Zwanziger. Letzterer hörte sich genussvoll die Ergebenheitsadressen seiner Angestellten an, ehe er großväterlich, aber mahnend die Angelegenheit (vorerst) für beendet erklärte: "Wir müssen daran arbeiten, dass wir ein Vertrauensverhältnis weiterführen können", sagte Zwanziger. Ein ehrlicher Satz, der mindestens aufweist, wie tief die Risse auch nach dem vermeintlichen Friedensgipfel sind, den viele als Waffenstillstand bis zur Fußball-WM verstehen.

Dass Oliver Bierhoff diesen Tag als Verlierer beenden musste, daran gab es keinen Zweifel. Fünf Tage nach dem großen Knall bei der Präsidiums-Sondersitzung, in der es um die Vertragsverlängerung des Funktionsteams ging, sah Bierhoff "die Art und Weise" der Präsentation der neuen Vertragsvorstellungen als falsch: "Das musste zu Irritationen, Verärgerung und zu Verletzungen von Gefühlen führen."

Zwanziger wiederum bedauerte das anschließende 48-Stunden-Ultimatum für Löw. Er habe mit einem kurzfristigen Vertragsentwurf retten wollen, was zu retten sei. Als er die Verträge sah, die Bierhoff und Löw zuvor vorgeschlagen hatten, habe er gedacht: "Was soll das denn, das geht ja wohl gar nicht." Da sei in ihm etwas zerbrochen.

Niersbach berichtete von einer ersten Annäherung mit Löw auf dem Rückflug von der EM-Qualifikations-Auslosung in Warschau: "Wir haben uns gesagt: Was sind wir eigentlich für Hornochsen, dass wir so etwas in der Öffentlichkeit zulassen."

Löw darf sich zweifelsfrei als Gewinner des kollektiven Aussprache-Marathons fühlen. Bis zur WM in Südafrika stünden viele schwere Entscheidungen an, sagte Zwanziger: "Man braucht einen starken Bundestrainer, der das leisten und umsetzen kann." Deutlich wurde, wie sehr Zwanziger an Löw glaubt. "Das ist nur mit diesem Trainer machbar."

Ein derart klares Bekenntnis für den umstrittenen Manager Bierhoff gab es derweil nicht. Vielmehr sagte Zwanziger den bemerkenswerten Satz: "Alle anderen, die hier am Tisch sitzen, ob Generalsekretär, Präsident, Teammanager oder wie auch immer, sind irgendwie auswechselbar."

Anlass zu Spekulationen bot die Aussage Löws über die weitere Zusammenarbeit mit Bierhoff, der als Sportdirektor beim Hamburger SV im Gespräch sein soll: "Oliver ist bei unserem Team bis zur WM. Danach werden wir uns unterhalten und sehen wie es weitergeht."

Sicher ist, dass die Diskussion um die Zukunft des Trainerteams weitergehen wird. Vertragsverhandlungen vor der WM werde es nicht mehr geben. "Das ist unser gemeinsamer Wunsch. Wenn so ein Projekt so in die Hose geht, macht es keinen Sinn, uns nochmals damit zu belasten", sagte Zwanziger. Da mochte keiner widersprechen.

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