Fußball: Der geheimnisvolle Trainer

Schüchtern oder konzentriert, langweilig oder nur speziell? Zvonimir Soldo wird den Kölnern noch lange ein Rätsel bleiben.

Köln. War es ein Trick? Zumindest war es ziemlich gemein, als ein Reporter Zvonimir Soldo gleichsam in den Mund legte, der 1. FC Köln, Soldos Verein, sei ja jetzt Favorit gegen Bayer Leverkusen, nach immerhin zwei Siegen in Folge.

"Das kann man so sehen", sagte Soldo und verriet, dass er es selbst tatsächlich so sieht: "Wir haben jetzt mit Stuttgart und Wolfsburg zwei Champions-League-Teilnehmer geschlagen. Da haben wir auch gute Chancen gegen Leverkusen." Soldo hinterließ überraschte Zuhörer.

So viel Verve musste man dem Kroaten nicht zutrauen, das Ganze geriet zum emotionalen Ausreißer. Bislang fiel Soldo vorwiegend damit auf, sich öffentlich so zu geben, wie man es vor allem in Köln seit Christoph Daums zweiter FC-Ära nicht mehr gewohnt war: Einsilbig, leise, ohne jede Selbstdarstellung, Spötter sagen: langweilig.

Man kann das durchaus mal als angenehm empfinden in einer Stadt, die den Größenwahn verinnerlicht hat. Letztlich wird sich aber die Bewertung Soldos ohnehin auf die Antwort dieser Frage reduzieren: Arbeitet der Mann erfolgreich oder nicht? Allein: Viel Kredit wird der Mann mit den buschigen Augenbrauen und den graumelierten Schläfen mit seiner leicht emotionslosen Herangehensweise in der jecken Stadt nicht erwarten dürfen.

Bei aller äußerlichen Betrachtung: Es gibt aber auch viele Indizien, die für einen Trainer sprechen, der seine Mannschaft erreicht. Der 1. FC Köln überzeugte bislang eigentlich in jedem Spiel kämpferisch und läuferisch, allen voran die vermeintlich schwierigen Charaktere Maniche oder Podolski. Zuletzt hatte die Mannschaft damit sogar Erfolg.

"Das hat uns gut getan", sagte Soldo am Freitag. Und man merkt, dass er diese positive Entwicklung auch für sich verbuchen will. Weil er sich in der schnell aufgekommenen Kritik falsch bewertet sah. Spiele gegen Spitzenteams gingen verloren, das kann passieren, aber Soldo ist neu, da interessiert der Gegner nicht. Da muss man schnell etwas vorweisen.

Ob er ein bisschen gefeiert hat nach dem Pokalsieg gegen den Meister Wolfsburg? Hat er nicht. "Wir stehen immer noch im Keller und haben noch nichts erreicht", sagt Soldo. Er wird das noch lange sagen, weil er ein Arbeiter ist, einer, der sich in seine Aufgabe verbeißt. Wie der Stratege Soldo sich in seiner Karriere in die Spiele verbissen hat, die er in Zagreb und über zehn Jahre beim VfB Stuttgart absolviert hat.

Man hielt ihn für den spielenden Trainer. Und vergaß, dass zum Trainer im Unterhaltungsbetrieb Bundesliga wahrscheinlich mehr gehört als Ahnung von Taktik. Soldo wird das lernen. Oder: Er wird lehren, dass es im Fußball eben doch auf elementarere Dinge als den Unterhaltungswert ankommt.

Lukas Podolski etwa, dem man in Köln durchaus Gehör schenkt, verpasst derzeit keine Gelegenheit, die tägliche Arbeit Soldos zu loben. Nach dem Spiel gegen Wolfsburg drückte der Liebling aller Kölner seinem Trainer sogar einen Kuss auf die Wange, und es lässt sich erahnen, wie gleichermaßen glücklich und unsicher Soldo das gemacht haben wird.

Seit 1997 habe Köln kein Spiel mehr gegen Leverkusen gewonnen, sagte Soldo am Freitag. "Es wird Zeit, das wieder gutzumachen." Keinem haben diese zwei Siege so gut getan wie Soldo selbst.

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