Fußball: Das FC-Prinzip Hoffnung

Soldo geht, Schaefer kommt. Der Verein sucht Halt und offenbart nur Hilflosigkeit.

Düsseldorf. Die Kölner Gazetten wandelten am Sonntag auf dem Niveau des Klubs, an dessen Vereinsheim sie ihre Späher postiert hatten. Der 1.FC Köln gibt in diesen Tagen ein chaotisches Bild ab, das färbt offenbar ab: Sowohl der "Kölner Stadtanzeiger" als auch der "Express" berichteten abwechselnd auf ihren Internetseiten von der vollzogenen Entlassung des Trainers Zvonimir Soldo beim 1.FC Köln.

Um es nur Momente später zu widerrufen. Das Ganze war ein mediales Verwirrspiel, unter dem Strich aber berieten Vorstand und Geschäftsführung des FC lediglich die Situation und verkündeten "nach eingehender Analyse" Druckreifes: Zvonimir Soldo muss seine erste Trainerstelle in Deutschland nach 16 Monaten räumen, am 1. Juli 2009 war der 42-jährige Kroate auf Christoph Daum gefolgt. Mit Soldo muss auch sein Co-Trainer Michael Henke gehen. "Die Entscheidung muss ich akzeptieren", sagte Soldo dem "Express".

Interimstrainer mindestens für das Pokalspiel am Dienstag gegen 1860 München wird der Kölner U23-Trainer Frank Schaefer, der am Montag seinen 47. Geburtstag feiert. "Ich bin FCler durch und durch, dem Spiel gegen 1860 gilt jetzt mein gesamtes Engagement", sagte Schaefer, der als ehrgeiziger Konzepttrainer gilt und in der Regionalliga West seine Nachwuchself als Tabellenvierter an Nachfolger Rainer Thomas übergibt.

Dass Schaefer durchaus mehr sein könnte als eine Übergangslösung, scheint des Vorstands Hoffnung zu sein. "Er bekommt von uns die Chance, hier als Interimstrainer zu beginnen. Und dann schauen wir weiter, wie es mit ihm läuft", verkündete FC-Präsident Wolfgang Overath wenig Konzeptionelles, sondern nichts als die pure Abhängigkeit des Neuen von Ergebnissen.

Noch am Donnerstag hatte Overath dem Trainerteam das "volle Vertrauen" ausgesprochen, drei Tage und ein 1:2 bei Hannover 96 später war die Aussage Makulatur.

Die Hoffnungen der FC-Führung erstarben in Hannover. "Nach dem schlimmen Spiel schien es uns besser, einzugreifen. Dort hat die Mannschaft sehr wenig gezeigt", sagte Overath am Sonntag. "Wir glauben, dass diese Geschichte mit einem neuen Trainer zu stoppen ist."

Dass Schaefers Chance ein Ritt auf der Rasierklinge ist, verwundert nicht: Das mit erheblichen spielerischen Mängeln aufgestellte Kölner Team gilt als Sanierungsfall. Führungsspieler wie Lukas Podolski oder Torwart Faryd Mondragon beförderten das schlechte Klima mit öffentlicher Vereinskritik (Podolski) oder purem Egoismus (Mondragon).

Soldos Rückhalt in der Mannschaft - vor allem Podolski sprang ihm stets zur Seite - schien zunehmend zu bröckeln. Dass zahlreiche Fehleinkäufe auf Manager Michael Meier zurückgehen, ist Tenor unter den Kölner Fans. Für die Mehrzahl von ihnen wurde am Sonntag der falsche Kölner Verantwortliche entlassen.

Meier indes wird sich schon nach einem Nachfolger für Schaefer umsehen müssen: Namen wie Bruno Labbadia, Christoph Daum oder Christian Gross kursieren um das Geißbockheim.

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