Fußball: Das Ende des Motivators

Vom großen Christoph Daum ist nicht mehr viel geblieben. Der Trend der Liga favorisiert mittlerweile andere Typen.

Düsseldorf. Seine Strahlkraft ist Vergangenheit, von früheren Motivationskünsten künden nur noch Sprüche. Christoph Daum wirkt einen Spieltag vor dem Saisonende ausgebrannt, seine unbändige Energie ist einem leeren Blick gewichen. Und man fragt sich: Wie will dieser Daum im letzten Spiel bei Meister Borussia Dortmund den Abstieg der Frankfurter Eintracht in die Zweite Fußball-Bundesliga verhindern?

Auch der große Felix Magath scheint ruhiger geworden zu sein. Mit dem VfL Wolfsburg steht er vor dem Abstieg, zürnt seinen Spielern. Will aber auch in der Zweiten Liga bei dem vom Volkswagenwerk großzügig unterstützten Klub bleiben. „Wolfsburg wird meine letzte Station in der Bundesliga sein“, sagt Magath.

Armin Veh, Meistertrainer des VfB Stuttgart 2007 und danach beim VfL Wolfsburg und beim Hamburger SV daran gescheitert, dass seine Ansprüche andere waren als die der Klubs, kann sich in Zukunft eher vorstellen, als Sportdirektor zu arbeiten. Veh hat Abstand zur Bundesliga-Hektik gewonnen. „Ich erwische mich dabei, dass ich mich gelegentlich frage, ob man sich das noch antun muss“, sagt Veh und hat in seiner Heimatstadt Augsburg eine schöpferische Pause eingelegt. Thomas Schaaf ist in Bremen unumstritten.

Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Ralf Rangnick, Robin Dutt und Holger Stanislawski, aber auch Michael Oenning, Bruno Labbadia, Dieter Hecking und Lucién Favre sind die Typen, die die Liga ausmachen und prägen. Längst nicht alle erfolgreiche Ex-Profis, aber alle ambitioniert im Geschäft.

Akzeptiert von Profis, die in diesem Jahrzehnt andere sind als in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren. Als man ihnen noch erzählen konnte, dass das Laufen über glühende Kohlen fit macht für den Kampf um den Titel oder gegen den Abstieg.

Die großen Ausnahmen bleiben Jupp Heynckes und, für drei Spiele, Volker Finke. Beide über 60, beide gegen den Trend. In der nächsten Saison bleibt nur Heynckes bei den Bayern.

Weil dort eine Vaterfigur gesucht wird. Heynckes ist einer, der in dem hektischen Geschäft der Liga für eine Richtung steht, die er selbst einmal im Gespräch mit dieser Zeitung „eine notwendige Entschleunigung“ nannte.

Daum, der einen Tag nach seiner Verpflichtung bei der Eintracht davon sprach, dass der Abstiegskampf eigentlich nicht seine Welt ist, schließt jetzt angeblich sogar nicht mehr aus, auch in der Zweiten Bundesliga in Frankfurt zu arbeiten.

Nicht, weil ihn das auf einmal motiviert, sondern eher, weil er befürchten muss, dass einer wie er in der Bundesliga nicht mehr angesagt ist.

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