Fußball/Bundesliga: Mainz trifft Hoffenheim - Ein Mainzer Märchen mit Prinz Lewis

Spitzenreiter: Sieben Spiele, sieben Siege. Auch starke Hoffenheimer kapitulieren.

Mainz. Eng steht das Spalier der Wartenden draußen vor der Haupttribüne des Mainzer Bruchwegstadions. In diesem engen Tollhaus gibt es keinen Hinterausgang wie in München, Dortmund oder Köln, wo die Spieler fliehen können. Anderthalb Stunden nach dem 4:2-Erfolg über 1899 Hoffenheim bahnte sich ein Mainzer nach dem anderen den Heimweg durch die Masse der Schulterklopfer.

Wenn das so weitergeht, werden sie die Mannschaft bald auf Schultern aus dem Stadion tragen. Vorerst blieb es bei einer Autogrammstunde. Unterschrieben wurde auf T-Shirts, bedruckt mit der Tabelle nach dem vierten Spieltag. "Wir l(i)eben Fußball" steht dort geschrieben. Es müssen jetzt neue her. Sieben Bundesligaspiele, sieben Siege. "Daran habe ich während des Spiels nicht eine Sekunde gedacht", sagte Trainer Thomas Tuchel. Sein kleines Mainz hat den Startrekord der großen Münchner und der ehemals großen Lauterer egalisiert. Allerdings: Weder den Bayern noch den Roten Teufeln reichte der Traumstart damals zum Meistertitel. Bayern wurde Zweiter, Lautern gar Siebter. Aber Mainz ist erstmal: Erster.

"Warum eigentlich?", fragt sich die ganze Fußballwelt. Selbst aus Brasilien war ein Fernsehteam da. Der Kollege des Sportsenders ESPN suchte nach Ursachen. "Warum ist Mainz so stark?" Antwort des Fans: "Weil im Märchen alles möglich ist."

Mainz im Herbst 2010 ist ein Märchen mit vielen Prinzen. Lewis Holtby heißt jener, der alle deutlich überragte. Er war an jedem der vier Treffer beteiligt. Mit einem Zauberpass ermöglichte er Allagui das 1:0 (2.). Nach dem Ausgleich durch Demba Ba (41.) sezierte er mit einem langen Pass die Hoffenheimer Abwehr - Szalai vollendete zum 2:1. Vor dem 3:1 (59.) spielte er Hoffenheims Christian Eichner schwindelig. Nach Sigurdssons Freistoß zum Hoffenheimer Anschluss holte Holtby auch noch den Elfmeter zum 4:2 (74.) heraus. André Schürrle verwandelte.

Spielgestalter Holtby machte den Unterschied in einem herausragenden Spiel zweier Spitzenteams. Wohlgemerkt: Mainz gegen Hoffenheim.

Nach Spielschluss erklärte er seinen eigenartigen Jubel nach dem 3:1, bei dem Holtby mit den Händen zwei Flügel andeutete. "Das sollte ein W andeuten. Das ist der Wilms-Gruß an die drei Brüder aus meiner Heimat Gerderath", sagte Holtby. Die Freunde saßen auf der Tribüne.

Im Frühjahr 2009 wollte der Trainer Ralf Rangnick Holtby nach Hoffenheim holen. Damals entschied er sich für Schalke 04. "Es gab auch in diesem Sommer wieder Kontakt", sagte 1899-Manager Ernst Tanner. "Ich habe mich richtig entschieden", sagte Holtby. "Weil ich hier beim Tabellenführer spiele."

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