Fußball/Bundesliga: Asamoah klagt Weidenfeller an

Rassismus: Schalker als „schwarzes Schwein“ beleidigt? Ermittlungen gegen BVB-Torhüter.

Gelsenkirchen. Es sollen Beschimpfungen der übelsten Sorte gewesen sein, die Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller in Richtung Gerald Asamoah gerichtet hatte. "Ja, es stimmt. Er hat schwarzes Schwein zu mir gesagt", bestätigte der Schalker Angreifer. "Wenn man so etwas hört, ist man richtig sauer, auch wenn er sich entschuldigt hat. Aber ich verstehe nicht, weshalb er das nach dem Spiel nicht zugegeben hat", sagt Asamoah. Roman Weidenfeller wollte von diesen Dingen aber auch am Tag danach nichts wissen. "Diese Worte sind ganz bestimmt nicht gefallen. Gerald hat sich auch bei mir entschuldigt, ich weiß gar nicht, was er von mir will", sagte der BVB-Torhüter und zeigte Unverständnis für die Äußerungen des Schalkers. "Ich fühle mich absolut unschuldig und befürchte absolut gar nichts", so Weidenfeller, der allerdings einräumt, dass deftige Worte zwischen beiden ausgetauscht wurden. Ermittlungen sind eingeleitet.

Doch auch Asamoah dürfte das eingeleitete Ermittlungsverfahren der Deutschen Fußball Liga (DFL) fürchten. Als er nach den verbalen Auseinandersetzungen einen Kopfballtreffer erzielte, deutete er mit einer eindeutigen Geste in Richtung der Zuschauer an, dass dem BVB mit diesem Tor die Kehle durchschnitten wurde. "Das war ein Zeichen dafür, dass die Dortmunder erledigt sind, nicht nur Weidenfeller", räumte er gestern morgen reumütig ein: "Ich hoffe, dass da nichts Schlimmes nachkommt."

Unmittelbar nach der Begegnung drehte sich noch alles um Christian Pander. Der hatte Mühe, die Katakomben des Schalker Stadions zu verlassen. Kaum hatte er den ersten Pulk von Journalisten hinter sich gelassen, folgten auch schon die nächsten Fragesteller. Selbst als der Schalker Verteidiger die lange Treppe von den Umkleidekabinen hinauf zum Ausgang erklomm, blieb er immer noch nicht unbehelligt. Schließlich hatte der 23-Jährige beim 4:1 (2:0) über den Erzrivalen Borussia Dortmund beträchtlichen Anteil daran, dass der BVB eine der ernüchterndsten Niederlagen in der Derbygeschichte erlitten hatte. Pander bereitete zunächst die Führung durch Marcelo Bordon (11.) vor, später erzielte er mit einem prächtigen Freistoß den zweiten Treffer der Schalker (31.) und damit bereits die Vorentscheidung gegen einen Gegner, der spätestens in der zweiten Hälfte nicht über den Status eines untalentierten Sparringpartners hinaus kam.

"Erst die Vertragsverlängerung, dann die Nominierung für das Nationalteam und nun der Sieg und das Tor gegen Dortmund. Das war der krönende Abschluss einer tollen Woche für mich", sagte Pander. Gerade hatte der gebürtige Münsteraner ein Angebot von Real Madrid ausgeschlagen und seinen Vertrag in Gelsenkirchen bis 2011 verlängert. "Ich habe Schalke viel zu verdanken." 19 Monate war er zuvor verletzt ausgefallen, der Klub wartete auf seine Rückkehr und verpflichtete keinen Ersatz für ihn. "Deshalb war für mich klar, dass ich trotz anderer Angebote hier bleiben will", so Pander. Nicht zuletzt in dieser Partie zeigte er deutlich, dass er einer der talentiertesten Spieler der Liga ist. Dass die Königsblauen durch Gerald Asamoah (67.) und Kevin Kuranyi (78.) aber lediglich noch zwei Treffer erzielten, war einzig ihrer Unkonzentriertheit geschuldet.

Es ist unglaublich dreist, von einem Ermittlungsverfahren der Deutschen Fußball Liga nach offensichtlich rassistischen Beleidigungen "absolut nichts befürchten" zu wollen. Selbst die größte sportliche Enttäuschung darf nicht zu derart üblen verbalen Entgleisungen führen. Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller hat sich nicht nur zur Zielscheibe der Kritik gemacht, er hat auch seine Hoffnungen auf eine Berufung in die Nationalmannschaft nachhaltig beschädigt. Die Entschuldigung bei Gerald Asamoah ist in erster Linie ein Schuldeingeständnis, nicht jedoch automatisch schon Grundlage für mildernde Umstände. Wer einen dunkelhäutigen Kollegen als "schwarzes Schwein" beleidigt, der muss spürbar bestraft werden.

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