Fußball: Bayer Leverkusen spürt den Atem der Bayern

Aber Trainer Jupp Heynckes bleibt nach dem 2:1 über Meister Wolfsburg gelassen.

Leverkusen. Energisch werden musste Jupp Heynckes nur in der Halbzeitpause. "Ich habe von der Mannschaft gefordert, die Drehzahl zu erhöhen." Bayer Leverkusen machte Druck, gewann mit 2:1 (0:0) gegen den amtierenden deutschen Meister VfL Wolfsburg und bleibt weiter Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga.

Aber das ist nur Statistik. Und die interessiert Heynckes nur am Rande. Leverkusen blieb zum 22. Mal unbesiegt, der 64-Jährige schraubte seine Rekordserie auf 28 Spiele ohne Niederlage. Aber Heynckes lässt das kalt. Der Trainer denkt an andere Dinge. "Wenn wir 2:0 führen, dürfen wir den Gegner nicht mehr so aufbauen wie wir das gegen Wolfsburg getan haben."

Heynckes weiß, was auf seine Mannschaft zukommt. Bei Werder Bremen muss der Trainer wegen der fünften Gelben Karte auf Sami Hyypiä verzichten. Der Finne ist der wertvollste Spieler der Mannschaft in dieser Saison, die Abwehr mit und ohne ihn ist ein Klassenunterschied. "Sami hat in dieser Saison bislang überragend gespielt", sprach Heynckes. "Ich werde ihn als Talisman mit nach Bremen nehmen." Hyypiä, der sich die Verwarnung durch Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer gar nicht erklären konnte, will seinen Kollegen "auf jeden Fall dabei helfen, sich auf dieses Spiel vorzubereiten".

Nach dem Spiel beim Pokalsieger folgt für Bayer das Derby gegen den 1. FC Köln, dann muss Bayer zum "Club" nach Nürnberg, danach warten der Hamburger SV, Borussia Dortmund und Schalke 04. Wenn Bayer dann immer noch ohne Niederlage ist, kann in Leverkusen mit der Vorbereitung der Meisterfeier begonnen werden. Aber auch das sind Dinge, mit denen sich Heynckes nicht wirklich beschäftigt. "Wir wollen oben bleiben, dann regelt sich das andere ganz von allein."

Lorenz-Günther Köstner, Wolfsburgs Trainer, hat da ganz andere Sorgen. Und sein Manager Dieter Hoeneß machte in Leverkusen ein ganz verkniffenes Gesicht. So groß ist der Abstand des Meisters zu den Abstiegsrängen nicht mehr, der Brasilianer Grafite nur noch ein Schatten früherer Tage. Edin Dzeko gelang nach den Toren von Stefan Reinartz und Eren Derdiyok zwar der Anschlusstreffer, vom Glanz der Meistersaison trennen aber auch ihn Welten. Köstner beschwört unermüdlich den Mannschaftsgeist.

"Wir können uns nur als Mannschaft verbessern, wir müssen Zusatzschichten fahren", sagte Köstner. Grafite engagiere sich im Training professionell "Er ist sehr fleißig, wie auch Misimovic, deshalb haben sie auch durchgespielt." Nur die Lockerheit und Leichtigkeit der letzten Saison fehlt ihnen. Köstner: "Die kommt aber nur durch Arbeit und Engagement zurück."

Torwart André Lenz war zwar engagiert, aber dermaßen vom Pech verfolgt, dass er für beide Treffer der Leverkusener letztendlich verantwortlich war. "Ich kann mich nur bei der Mannschaft entschuldigen, was soll ich denn sonst tun?" Köstner sieht auch da die Mannschaft in der Verantwortung. "Er ist unser Torwart, aber er ist ein Teil der Mannschaft. Ich rede nicht von einzelnen Spielern, wir müssen uns als Mannschaft zurückkämpfen." Köstner sprach nach dem Spiel minutenlang. Fast, als müsse er sich vor allem selbst Mut machen.

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