Freie Fahrt - ins Achtelfinale?

Ein Parkschein ist eine gute Sache. Wenn man ihn hat. Ich habe ihnnie, weil die Fifa mich permanent ignoriert. Heute aber ist allesanders, heute spielt Deutschland, und Kollege Tim Jürgens von "11Freunde" ist stolzer Besitzer eines dieser Gelb-schwarzen Karten, dieeinem hier freie Zufahrt bis zum Stadion gewähren.

Deshalb haben wirihn herzlich in unseren japanischen Kleinwagen eingeladen und haben unsbei 80er Jahre Musik ("Big in Japan" in Südafrika) auf die einstündigeFahrt nach Johannesburg aufgemacht.

Fußball kann so schön sein, wenn mit dem Besuch eines Spiels nichtimmer eine Stadtwanderung durch Johannesburg verbunden ist. Und seiteiner Stunde sitzen wir hier schon tatsächlich am Stadion imMedienzentrum. Ein wichtiges Spiel bedarf einer echten Vorbereitung.Deutschland gegen Ghana, das fesselt nicht nur die Heimat sondern auchdie entsendeten Reporter vor Ort.

Gestern, als Joachim Löw im Stadion von Pretoria seine letztePressekonferenz abhielt, wirkte der Gute reichlich entspannt. Ererwarte ein hochintensives Spiel mit viel Tempo hat er gesagt. DasMotto soll lauten: Den Ghanaern schnell das deutsche Spiel aufzwingen,frühe Tore, Nerven schonen. Ein Hoffnungsschimmer: Ghana hat bislangnoch kein Tor aus dem Spiel heraus erzielt, das 1:0 gegen Serbienentsprang wie das Remis gegen Australien aus einem Elfmeter.

Natürlich würden auch wir uns freuen, wenn das deutsche Team insAchtelfinale gelänge. Eine WM ohne Gastgeber und Deutschland, das wirddann ja schon auch mal ein bisschen kritisch...Unser Wirt im Dros ist sich jedenfalls sicher: "Deutschland wirdgewinnen", hat er gesagt, das sagt er sogar jeden Abend, aber der Mannhat leider überhaupt keine Ahnung von Fußball. Er ist ein Geschäftsmannund weiß es zu schätzen, dass wir allabendlich unser Steak bei ihmgenießen.

Ein Sieg Ghanas - und Sean, so heißt er, müsste die Monatseinnahmenoch einmal neu durchkalkulieren.Aber wir sind zuversichtlich, seit zwei, drei Tagen diskutieren wirjedenfalls schon die nächste Tour mit dem deutschen Team. AlsGruppenerster - und das ist wahrscheinlich - würde die Jogi-Elf imAchtelfinale am Sonntag ab 16 Uhr in Bloemfontein spielen.

Das sind rund 450 Kilometer, die Strecke wird unser kleiner Trossdann wohl mit dem Auto auf sich nehmen. Denn ein weiterer Flug istnicht nur teuer, sondern auch ein Ärgernis. Das DFB-Reisebüro, das unsbislang nach Durban und Port Elizabeth gebracht hatte, erhält nämlichkein Gütesiegel. Bewahrheitet hat sich das auch in Sachen Hotelauswahl.Die Kollegen, die die teure Variante der Südafrika-Reise über dasDFB-Reisebüro gewählt haben, wohnen im "schlechtesten Hotel vonPretoria" (O-Ton eines Kollegen).

Unsichere Gegend, kleine Zimmer, keine Schränke - undZehn-Mann-Wachdienst beim Frühstück. Da kommt natürlich keineSchadenfreude auf, aber ein Hinweis sei gestattet: Wenn KollegeKleinschmidt und meine Person in unserem Appartement einander suchen,brauchen wir schon mal ne gewisse Zeit...So, schönes Spiel. Mein Tipp (und ich führe noch immer in der internenTipprunde, auch wenn der Vorsprung schmilzt): 3:1 für Deutschland.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort