Freeriderin Bock kehrt auf die Piste zurück

München (dpa) - Die Rückkehr aufs Snowboard kostete die einstige Freeride-Weltmeisterin Aline Bock viel Überwindung. Hundertfach jagte sie schon Berghänge waghalsig hinunter - doch ihr verhängnisvoller Sturz vor knapp eineinhalb Jahren veränderte vieles.

Der Horrorunfall hätte Bock fast in den Rollstuhl gebracht, aber die Titelträgerin von 2010 blieb von diesem Schicksal verschont und will wieder auf dem Snowboard durchstarten. „Ich habe Zeit gebraucht, um im Kopf wieder frei zu werden und starten zu können“, sagt Bock. Anfang Januar beim Saisonauftakt im kanadischen Revelstoke gibt die 30-Jährige ihr Comeback auf der Freeride World Tour, die bis März insgesamt fünf Etappen beinhaltet.

Das Freerider-Dasein ist halsbrecherisch. Riskante Fahrten im freien Gelände durch unberührten Schnee und abseits kontrollierter Skipisten erfordern Mut und viel Können. „Wir gehen große Risiken ein, manche setzen ihr Leben aufs Spiel. Wir betreiben eben eine wirkliche Extremsportart“, sagt Bock nüchtern. Beim Fußball könne man sich das Kreuzband reißen oder den Knöchel brechen - Kleinigkeiten im Vergleich zum Freeriden. Bock selbst war im April 2011 ziemlich nah dran an der Querschnittslähmung, bei einem Sturz am Rande der Kaunertaler Gletscher in Tirol bekam ihre Bandscheibe einiges ab.

Eine Verknöcherung am fünften und sechsten Halswirbel drückte sich Richtung Rückenmark. Im ersten Moment konnte Bock weder Arme noch Beine bewegen; dass sie es heute wieder kann, ist im Nachhinein reines Glück. „Ein Schockmoment war das“, sagt sie - gleichzeitig aber auch der Beginn einer „wunderschönen“ Auszeit. „Ich wollte mich unbedingt anderen Projekten widmen. Ich hatte gar keinen Druck.“

Der kommt jetzt zurück. So wie in früheren Zeiten vor dem Unfall, als Bock alles auf einmal wollte: Siege auf der Tour einfahren, Videoclips auf dem Snowboard an Ort A drehen, Bilder an Ort B machen lassen, immer schön gut drauf sein. „Das wurde irgendwann zu viel, Anfang 2011 war ich richtig fertig.“ Obendrein kam der Sturz. Jetzt sagt sie: „Ich hatte mir einfach zu viel auf einmal vorgenommen.“ Punktrichter bewerten beim Freeriden die Fahrten der Snowboarder und Skifahrer. Ziel ist es nicht, die steilen Hänge am schnellsten hinunterzujagen - was zählt ist der Gesamteindruck: Wie kreativ und wagemutig, andererseits kontrolliert und souverän fährt jemand? Wie gut ist die Linie eines Athleten, wie flüssig sein Auftritt?

Aline Bock hat ihre Profession auf ungewöhnlichem Weg entdeckt. 2009, mit 26 Jahren erst, startete sie erstmals auf der World Tour. Die Veranstalter hatten sie bei einem kleineren Wettbewerb in Österreich entdeckt, den sie in beeindruckender Manier gewonnen hatte. Bock überlegte lange und nahm das Angebot schließlich an.

Gleich ihren ersten Wettkampf im russischen Sotschi gewann die Frau vom Bodensee. 2009 wurde sie direkt Zweite des Gesamtrankings, im Jahr danach Weltmeisterin. Im kleinen auserlesenen Starterfeld von momentan nur acht Snowboarderinnen hat sie sich einen Namen gemacht. „Wir sind so wenige, weil schlichtweg nicht mehr von den Offiziellen zugelassen werden“, sagt Bock. Will jemand auf der Tour starten, dann muss er viel Erfahrung und fahrerisches Können vorweisen können - „sonst wird es viel zu gefährlich.“

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