Telefon-Pk und Meeting: Wehrleins erster F1-Arbeitstag

Banbury (dpa) - Telefonkonferenz, Sitzprobe, Teammeeting: An seinem ersten Arbeitstag in der Formel-1-Schmiede von Manor blieb Pascal Wehrlein kaum Zeit zum Durchatmen.

Telefon-Pk und Meeting: Wehrleins erster F1-Arbeitstag
Foto: dpa

Wenige Tage nachdem der 21 Jahre alte Schwabe selbst erst von seiner ersten Festanstellung als Rennpilot in der Motorsport-Königsklasse erfahren hatte, war dem Mercedes-Zögling die Freude aber immer noch deutlich anzuhören. „Ich bin mega-froh, dass ich die Chance bekommen habe“, betonte Wehrlein: „Für mich ist Manor ein sehr gutes Team um zu lernen und als Fahrer in der Formel 1 zu wachsen.“

Personell hat das einstige Hinterbänkler-Team auch hinter den Kulissen mächtig aufgerüstet, zudem wird der britische Rennstall mit Sitz in Banbury von Mercedes mit den Antriebseinheiten beliefert. Wehrleins Vertrag gilt zunächst für ein Jahr. So behalten er selbst und auch Mercedes sich Optionen für die Zukunft vor.

Er werde auch weiter Teil des Mercedes-Teams um Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg bleiben - in welcher Funktion „das steht noch nicht hundertprozentig fest“, sagte Wehrlein. Bereits seit September 2014 ist er Ersatzmann für das britisch-deutsche Duo.

Wehrlein macht mit seinem Engagement als Stammfahrer zudem das deutsche Rennquartett mit Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel aus Heppenheim von Ferrari, dem gebürtigen Wiesbadener Rosberg und Nico Hülkenberg aus Emmerich von Force India perfekt. Am 20. März in Melbourne wird Wehrlein erstmals in einem Formel-1-Auto auf das Erlöschen der Roten Ampeln warten. Ob er bis dahin nach England zieht oder weiter wie seine Eltern in Worndorf bleibt, wusste er am Mittwoch noch nicht.

Empfohlen hatte sich Wehrlein vor allem mit dem Gewinn des DTM-Titels als bislang jüngster Pilot. Wie in der DTM will er auch in der Formel 1 mit der Nummer 94 starten - 1994 wurde er geboren.

Vor einem Jahr durfte er für Mercedes und Force India bei Testfahrten zudem bereits hinters Formel-1-Steuer. Einen großen Anteil an dem Engagement hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. „Toto ist ein großer Förderer von mir, schon in der DTM hat er mich immer gefördert“, sagte Wehrlein. Der österreichische Teamchef hatte auch die Verhandlungen geführt.

Seit langem wurde damit gerechnet, dass Mercedes seinen talentierten Nachwuchsfahrer bei Manor installieren würde. Die Konkurrenz war allerdings nicht klein, selbst wenn der Rennstall bis zum vergangenen Jahr noch als praktisch chancenloses Hinterbänkler-Team galt.

Kolportiert wurde unter anderem, dass GP2-Pilot Rio Haryanto aus Indonesien eine zweistellige Millionensumme mitbringen würde. Das Geld soll unter anderem von der indonesischen Regierung kommen. Womöglich könnte sich das immer noch auszahlen: Der zweite Platz neben Wehrlein ist weniger als zwei Wochen vor dem Beginn der Testfahrten auf dem Grand-Prix-Kurs in Barcelona noch nicht vergeben. „Ich hoffe natürlich, dass es ein guter Fahrer wird und wir uns gegenseitig puschen“, sagte Wehrlein. Ob jung oder erfahren sei egal.

Wehrleins Karriere verlief bisher recht bilderbuchmäßig. Einziger Tiefpunkt war der Unfall im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Wehrlein hatte bei einer Werbemaßnahme mit Sponsor Mercedes-Benz einen Touristen mit seinem Wagen erfasst und schwer verletzt. Ein Streckenposten war zudem leicht verletzt worden.

In Wehrlein hat Mercedes sportlich einen Trumpf für die Zukunft in der Hand. Der 2010 in den Formelsport eingestiegene Pilot könnte gegebenenfalls auch einspringen, sollte das zerrüttete Verhältnis zwischen Hamilton und Rosberg einen Grad erreichen, den Mercedes nicht mehr akzeptieren kann. „Animositäten wären nicht gut für das Team.“ Wenn es da Probleme gebe, „müssten wir uns Gedanken über die Fahrerpaarung machen“, hatte Wolff schon betont.

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