Piloten vereint für Bianchi - Große Sorgen halten an

Sotschi (dpa) - Ein Startplatz blieb leer, im Herzen fuhren beim ersten Großen Preis von Russland alle Piloten für ihren verunglückten Formel-1-Kollegen Jules Bianchi.

Piloten vereint für Bianchi - Große Sorgen halten an
Foto: dpa

Unmittelbar vor dem Start des ersten Großen Preises von Russland formierten sich die 21 Rennfahrer, um ihre Anteilnahme und Unterstützung für den 25 Jahre alten Franzosen und dessen Familie zum Ausdruck zu bringen. Mit ihnen auch Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, FIA-Präsident Jean Todt und Russlands Vize-Ministerpräsident Dmitri Kosak.

Auch eine Woche nach seinem verheerenden Unfall befindet sich Bianchi in einem besorgniserregenden Zustand. Er kämpft mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus von Yokkaichi weiter ums Überleben. Familie und engste Freunde sind bei ihm. Sein Zustand wird als kritisch, aber stabil bezeichnet.

Seine Kollegen zeigten sich in den Tagen in Russland noch immer tief betroffen, nachdem Bianchi am 5. Oktober in Suzuka gegen Ende des Großen Preises von Japan von der teils regennassen Strecke abgekommen und unter einen Bergungskran gerast war. In Sotschi traten sie eine Woche später unter anderem mit Aufklebern an Helmen und Autos an mit den Worten: „Alle sind bei Jules.“

In der Box mit dem Namen und der Nummer 17 des Marussia-Piloten stand ein fertig aufbereiteter Rennwagen. Zum Einsatz kam er aus Respekt vor dem verunglückten Piloten aber nicht. Auf einen Ersatzfahrer, der in Sotschi den Regeln entsprechend hätte antreten dürfen, verzichtete Marussia. Das Ferrari-Team stellte sich vor dem Rennen zu einem Gruppenfoto auf; direkt hinter einem Schild mit der Aufschrift „Forza Jules“ standen die beiden Piloten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen. Bianchi gehört seit Jahren zur Ferrari Drivers Academy.

Ausnahmslos allen war der Schock im Fahrerlager aber noch anzumerken, bei jedem war die Sorge um Bianchi riesengroß. „Ich denke die ganze Zeit daran“, sagte Jean-Eric Vergne von Toro Rosso. Der Landsmann und gute Freund von Bianchi war auch Initiator der Aufkleber-Aktion. FIA-Chef Todt, dessen Sohn Nicolas den verunglückten Piloten seit Jahren als Manager betreut, sprach von einer Tragödie. „Als Mensch ist es für mich sehr hart. Es betrifft mich sehr“, sagte der Präsident des Internationalen Automobilverbandes.

Den vorläufigen Bericht von Rennleiter Charlie Whiting leitete er an eine FIA-Kommission weiter, die nun Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit machen soll. Als erste Maßnahme könnte es beim nächsten Rennen in Austin in den USA in einer vergleichbaren Situation wie vor dem Bianchi-Unfall ein durch die Rennleitung ausgelöstes und automatisch umgesetztes Tempolimit geben. „Es würde den Druck von uns nehmen“, meinte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton.

In Suzuka waren die Piloten durch eine doppelte Gelbflagge auf die Gefahrensituation hingewiesen worden, als der Wagen von Adrian Sutil geborgen werden musste. Wie die Auswertung der Daten aus den Autos ergab, verlangsamten aber nicht alle Piloten ihr Tempo gleichermaßen. Wie schnell Bianchi unterwegs gewesen war, sagte die FIA nicht.

Für die Grand-Prix-Premiere in Russland war der Tempomat nicht so schnell umsetzbar. Whiting erklärte das mit der Komplexität der Systeme in den Autos. FIA-Chef Todt jedenfalls stellte klar: „Wir dürfen nicht noch mal vor so seiner Situation stehen.“

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