Milliardär Mallya stolz auf Indien-Premiere

Greater Noida (dpa) - Der Stolz stand Vijay Mallya ins Gesicht geschrieben. Für den charismatischen Teamchef von Adrian Sutils Sahara-Force-India-Team geht mit dem ersten Formel-1-Rennen in seinem Heimatland Indien ein Traum in Erfüllung.

„Ich habe niemals gedacht, einen Grand Prix hier zu sehen“, sagte der 55 Jahre alte Milliardär fast schon gerührt auf dem neu angelegten Buddh International Circuit in Greater Noida. Hier, rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Neu Delhi, fahren aller Befürchtungen im Vorfeld zum Trotz erstmals die Formel-1-Stars um WM-Punkte. „Viele Menschen waren skeptisch, wir haben ihnen das Gegenteil bewiesen. Die Fahrer lieben die Strecke, sie ist komplett, sie ist fertig“, bekräftigte Mallya. „Das Rennen findet statt, es ist real, ein Traum wird wahr.“

Auf diesen Augenblick hat der Sutil-Chef nach eigenen Angaben „seit drei Jahrzehnten“ hingearbeitet. Der in Indien für seine ausschweifenden Partys bekannte Industrielle bekam laut „Times of India“ als Vierjähriger von seinem Vater seinen ersten Ferrari - als Kinderversion. Daraus wuchs die Begeisterung für den Motorsport.

Vor drei Jahren übernahm er das damalige Spyker-Formel-1-Team und benannte es in Force India - die Kraft Indiens - um. „Da war durchaus Absicht dahinter. Wir wollten Indien auf die Formel-1-Agenda hieven“, bekannte Mallya. Dies gelang. Mallya gilt als einer der Initiatoren der durchaus umstrittenen Indien-Premiere.

Der schwerreiche Mallya verkörpert mit seinem Lebensstil inmitten teilweise immer noch großer Armut all die enormen sozialen Gegensätze Indiens. Durch eine dick-goldene Brille schaut er in diesen Tagen an der Strecke den rasenden Boliden zu. Doch der gläubige Hindu übt sich bisweilen auch in Demut, ist einmal im Jahr als Pilger und dabei teils barfuß unterwegs, um in diesem Augenblick seine Schlichtheit vor den Göttern zu demonstrieren.

Die schillernde Figur baute sich ein Firmen-Imperium auf, machte sein Geld vor allem mit Brauereien. Laut indischen Medienberichten soll es zwar Probleme mit seiner Airline geben, das Bier- und Spirituosen-Geschäft des Magnaten jedoch weiterhin hervorragend laufen. Die Undurchsichtigkeit des umtriebigen Mannes aus Bangalore gehört ebenso zu seiner Person wie sein Reichtum.

Zuletzt ließ Mallya via Teammitteilung einen Bericht eines Internet-Bloggers zurückweisen, wonach er wegen finanzieller Schwierigkeiten den Verkauf von Force India anstrebe. „Das ist absolut unwahr“, ließ der „geschockte“ Mallya daraufhin verbreiten - nur um wenige Tage später den Einstieg eines neuen Investors für 100 Millionen Dollar zu verkünden.

Einem schleichenden Machtwechsel widerspricht Mallya aber vehement. „Der Name hat sich nicht verändert“, behauptete der Magnat trotz der Umbenennung in Sahara Force India. „Es gibt keinen Führungswechsel. Ich werde das Team weiter führen, aber mit diesen zusätzlichen finanziellen Ressourcen haben wir ein weiteres Ass im Ärmel.“ Dass Sutil dies noch nutzen darf, gilt als unwahrscheinlich.

Der Gräfelfinger bekommt die Extravaganzen seines Chefs derzeit besonders zu spüren. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Sutil durch Ersatzfahrer Nico Hülkenberg ersetzt wird. Der Emmericher wurde in Greater Noida von Mallya auffällig gelobt. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Die Tatsache, dass er Williams im vergangenen Jahr in Brasilien zur Pole Position verholfen hat, sagt doch alles“, sagte Mallya.

Immerhin kündigte er gleichzeitig an, nun doch schon bis zum nächsten Rennen in Abu Dhabi in zwei Wochen eine Entscheidung über die Cockpits für 2012 zu treffen. Zuvor hatte er stets betont, erst nach der Saison entscheiden zu wollen. Hinter vorgehaltener Hand wird in Greater Noida das ausgesprochen, was alle denken: Kein klares Bekenntnis zu Sutil zum aktuellen Zeitpunkt könnte der Vorbote der Trennung sein.

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