Ferrari und Schumacher: Eine einzigartige Liebe

Grenoble (dpa) - Nicht mal um das Mittagessen an der Teststrecke von Ferrari musste sich Michael Schumacher jemals Gedanken machen. Die heiß geliebte Pasta brachte ihm viele Jahre Wirtin Rosella höchstpersönlich.

Ferrari und Schumacher: Eine einzigartige Liebe
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Nicht nur sie hatte „Michele“ schnell ins Herz geschlossen.

Trotz seiner öffentlich vor allem während seiner Formel-1-Erfolgszeit unterkühlten und distanzierten Art, eroberte Schumacher mit seinen Triumphen letztlich die Tifosi. Als sich Schumacher nach seinem ersten Rücktritt von der Scuderia bei den Ferrari Days in Monza verabschiedete, bereiteten 45 000 Fans dem Deutschen ein überwältigendes Fest. „Das ist das, was ich an Ferrari so liebe: Die Herzlichkeit der Leute, die mit dem Team zu tun haben“, sagte Schumacher einmal - von 1996 bis Ende 2006 fuhr er für Ferrari.

Dabei war es nicht mal Liebe auf den ersten Blick. Schumacher hatte seinerzeit auch ein Angebot von McLaren. Er zögerte mit seiner Unterschrift für den Ferrari-Rennstall, der bis heute die größte Strahlkraft in der Formel 1 hat. „Ich habe damals den Zauber dieses Namens nicht verstanden“, erklärte Schumacher einmal.

Letztlich landete seine Unterschrift aber doch unter dem Papier mit dem Cavalo rampante, dem legendären springenden Pferd. Eine leichte Zeit war es anfangs aber nicht. 1979 hatte Jody Scheckter den bis dahin letzten Fahrer-Titel für Ferrari geholt.

Schumachers Perfektionismus und sein ungebremster Eifer, sein Einsatz und sein Drang, den Wagen immer und immer wieder zu verbessern - mit seiner Art riss der Rheinländer in Maranello die Italiener mit. Zusammen mit Jean Todt und Ross Brawn brachte Schumacher dem Rennstall die so lange vermissten Erfolgen zurück.

Gleich fünfmal fiel Schumacher in seinem ersten Jahr im Ferrari aus. Schumacher wurde dennoch WM-Dritter. 1997 dann seine Rambo-Attacke im Finale von Jerez. Schumacher rammte den Williams des WM-Rivalen Jacques Villeneuve. Der Ferrari-Fahrer bekam nachträglich alle Punkte aberkannt. Die italienische Presse war entsetzt über Schumachers Aktion.

1998 hatte Schumacher das Nachsehen im WM-Rennen gegen Mika Häkkinen im Mercedes, 1999 erlitt er in Silverstone bei seinem schwersten Formel-1-Unfall einen Schien- und Wadenbeinbruch. Nach 98 Tagen Pause saß er wieder im Wagen.

2000 war es soweit: Schumacher wurde Weltmeister im Ferrari. Die Zeit der Rotkäppchen war gekommen. Egal auf welcher Strecke, überall Fans mit Kappen in Ferrari-Rot. 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004 gewann Schumacher die WM. 2005 wurde er Dritter, in seinem letzten Ferrari-Jahr Vizeweltmeister hinter Fernando Alonso. Ein Motorschaden im Finale von Sao Paulo verhinderte sein achtes WM-Wunder nach einer famosen Aufholjagd.

„Als sein größter Traum platzte, bewies er, dass er auch wie ein Champion verlieren kann“, schrieb damals der britische „Daily Mirror“: „Es gab keine Beschuldigungen, kein Fingerzeig, keine Schuldzuweisung, kein Götter verfluchen. Stattdessen schritt er in die Box, verfolgt von einer Horde Kameramänner, die nach Tränen suchten, und umarmte jeden Ferrari-Mechaniker.“

Und nun will die Scuderia ihrem einstigen Erfolgsgaranten, der 72 seiner 91 Siege in einem Ferrari einfuhr, zur Seite stehen. Der Rennstall organisierte Busse, um Fans nach Grenoble zu bringen, wo am Freitagvormittag rund 50 Anhänger in roten Jacken, mit Plakaten und Banderolen Schumacher zu seinem 45. Geburtstag gratulierten. Vor allem aber wollten sie ihm Kraft für den Kampf ums Überleben nach seinem schweren Skiunfall am vergangenen Sonntag in Méribel spenden.

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