Attacke auf die Silberpfeile

Monte Carlo (dpa) - Der Dauer-Adrenalinkick von Monte Carlo wird für Nico Rosberg und Lewis Hamilton zur Nerven- und Bewährungsprobe.

Attacke auf die Silberpfeile
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Im erbitterten und zuletzt eskalierten Duell um die WM-Krone muss das Silberpfeil-Duo auch noch die Attacken der Ferraris unter anderem mit Sebastian Vettel und Teenager Max Verstappen von Red Bull fürchten. „Ich werde genauso pushen wie in Barcelona, wo das endet, werden wir sehen“, betonte Spanien-Sieger Verstappen.

Mit der gemütlichen Stadtrundfahrt wie bei einer PR-Runde im Mercedes mit Fürst Albert vor dem Großen Preis von Monaco ist es dann vorbei für Rosberg, der seinen vierten Sieg in Serie in seiner Wahlheimat anpeilt. „Aber ich weiß, dass es schwierig wird, das zu wiederholen. Denn Lewis, Ferrari und Red Bull sind sehr stark. Ich bin jedoch zuversichtlich. Auf geht's!“, meinte Rosberg.

3337 Meter, 78 Runden - keine Sekunde Unaufmerksamkeit. Die Zeitreise in die Formel-1-Vergangenheit steht diesmal aber noch unter einem ganz besonderen Stern: der Crash von Barcelona und das Aus beider Mercedes-Piloten, selbst wenn die beiden Unfallbeteiligten den Vorfall als erledigt betrachten.

Dazu kommen die Vorgeschichten von 2014 und 2015, als Hamilton einmal nach einem komischen Rosberg-Fahrfehler und dann nach einer unfassbaren Taktik-Panne nur mit größter Mühe Rosbergs Jubel ertragen konnte. „In den vergangenen Jahren habe ich in Monaco nicht gerade die besten Ergebnisse eingefahren“, sagt Hamilton. Erst einmal - 2008 - konnte der dreimalige Weltmeister in Monte Carlo gewinnen, wo er wie Rosberg und etliche andere Kollegen ihre Wahlheimat haben.

Auch Vettel - der viermalige Champion - schaffte es bisher lediglich einmal (2011) auf den ersten Platz, der in Monaco traditionell noch mit einem Dîner im Fürstenpalast belohnt wird. Nun will er unbedingt den ersten Sieg einer bisher durchwachsenen Saison.

„Ich denke, Monaco sollte uns gut liegen, im vergangenen Jahr waren wir schon sehr wettbewerbsfähig dort“, betont Vettel. „Nun haben wir das Auto in den Bereichen noch verbessert, die wichtig sind für den Grand Prix. Das sollte uns helfen.“ Vor einem Jahr belegte Vettel Rang zwei hinter Rosberg, aber noch vor Hamilton.

So wie Monaco der Klassiker schlechthin ist, ist Ferrari die Traditionsmarke der Formel 1. Beides zusammen funktioniert seit anderthalb Jahrzehnten aber nicht wirklich. 2001 siegte Michael Schumacher in Monte Carlo für Ferrari, seitdem wartet die ruhmreiche Scuderia im Mekka der Schönen und Reichen auf einen Sieg. „Hoffentlich machen wir diesen bösen Statistiken schnell ein Ende“, meinte Vettel am Mittwoch bei der offiziellen Pk.

Womöglich versaut aber ein 18-Jähriger wieder allen Etablierten die Party-Laune an der Côte d'Azur. Spätestens seit seinem Sieg in Spanien und der Kür zum jüngsten Grand-Prix-Gewinner gehört Verstappen auch zum Kreis der Kandidaten auf den Sieg beim ältesten Formel-1-Rennen. Auch er kennt die Strecke bestens, auch er wohnt ebenso wie sein australischer Red-Bull-Rivale Daniel Ricciardo in Monte Carlo.

Vettel will den Blick dennoch nach vorn richten auf Mercedes und nicht auf die drohende Red-Bull-Gefahr (im Wagen von Ricciardo kommt auch noch ein neuer, stärkerer Motor zum Einsatz): „Wir wollen eher die Lücke zu Mercedes schließen anstatt nach hinten zu schauen.“

Nervenkitzel ist also garantiert, wenn es am Donnerstag mit dem Training losgeht. Der Freitag macht seinem Namen in Monaco immer alle Ehre: es ist eine freier Tag, Samstag steht die Qualifikation, Sonntag das Rennen an. Vor dem sechsten WM-Lauf führt Rosberg im Klassement vor Vettels Ferrari-Kollegen Kimi Räikkönen mit 39 Punkten, Hamilton liegt 43 Zähler zurück. „Das Glas ist im Moment nur zu zehn Prozent voll“, räumte der seit dem 25. Oktober 2015 auf einen Sieg wartende Brite ein. Vettel hat 52 Punkte weniger als Rosberg.

Nach dem Unfall der beiden Mercedes-Piloten vor knapp zwei Wochen mussten beide Fahrer zum Rapport antreten, die Schuldfrage konnte aber nicht geklärt werden. „Wir haben heute miteinander gesprochen. In der Vergangenheit wären da Spannungen gewesen. Jetzt ist es nur gegenseitiger Respekt“, betonte Hamilton am Mittwoch. Mit einem Lächeln fügte der 31 Jahre alte dreimalige Formel-1-Weltmeister hinzu: „Wir sind halt auch älter geworden.“

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