Farfan: Ich will mit Schalke Meister werden

Der Peruaner freundet sich gerade mit einer neuen Rolle an — er soll mehr Verantwortung übernehmen.

Klagenfurt. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen Jefferson Farfan seine Anspannung verliert. „Ich?“, fragt der 27-Jährige und beginnt schallend zu lachen, weil auch er selbst offenbar nicht über die Fantasie verfügt, dass Trainer Huub Stevens auf die Idee kommen könnte, ihn als Kandidaten für das Kapitänsamt vorzuschlagen. Dabei gehört der Peruaner zu den Altgedienten in der Mannschaft, seit 2008 ist er beim FC Schalke 04, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2016.

Doch ausgerechnet die Umstände seiner Vertragsverlängerung, bei der Farfan stolze 14 Millionen Euro Handgeld und eine Aufstockung seines jährlichen Salärs von rund vier auf sechs Millionen Euro gefordert haben soll, haben ihm den Ruf eines gierigen Profis eingebracht. Zudem haben ihn einige vor allem im Boulevard diskutierte familiäre Probleme und seine Vorliebe für extravagante Sportwagen immer wieder in die Schlagzeilen gebracht. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Ernennung zum Kapitän. Dass Jefferson Farfan trotz all dieser ungewollten öffentlichen Aufmerksamkeit dennoch Teil der Schalker geblieben ist, liegt vor allem an seiner außergewöhnlichen Rolle, die er auf dem Fußballplatz einnimmt.

Der Peruaner kann den Unterschied in einer nach dem Raúl-Abgang in der Offensive geschwächten Mannschaft ausmachen. Seine Dynamik und temporeichen Alleingänge sind vergleichbar mit denen von Franck Ribéry. Und auf diese seltene Gabe konnten und wollten die Schalker Verantwortlichen nicht verzichten. Wohl nur deshalb haben sie sich auf einen Vertragspoker mit dem Mittelfeldspieler eingelassen, der am Ende Farfans Aufstockung der Bezüge, allerdings eine Halbierung der Sondereinnahmen beinhalten soll.

Im Gegenzug werden die Ansprüche seitens des Klubs an Farfan steigen. Künftig wird er für Freistöße und Eckbälle im Schalker Spiel verantwortlich sein und sich nicht mehr auf nur wenige, wenn auch meist spektakuläre Sololäufe konzentrieren können. Und auch in der öffentlichen Darstellung des Vereins scheint er deutlicher gefordert zu sein. In den vergangenen Jahren hatte er es, wann immer es ging, vermieden, sich öffentlich zu äußern. Im Trainingslager in Klagenfurt hat er nun erste Schritte in seiner neuen Rolle gemacht. „Ich will in meiner Zeit auf Schalke in jedem Fall einmal Meister werden“, sagt Farfan und seine Stimme ist dabei so leise, als wolle er sich erst langsam an seine Zuhörer herantasten. Die Voraussetzungen für seine Weiterentwicklung scheinen derzeit gut zu sein. Eine Knieverletzung, die ihn zuletzt immer wieder behindert hatte, soll auskuriert sein. In der vergangenen Saison hatte er nur vier Treffer erzielt, deutlich zu wenig für seine Möglichkeiten. Eine Lösung für dieses Problem hat er offenbar bereits gefunden. „Ich muss egoistischer sein“, sagt Farfan. Anders als in der Kapitänsfrage hätte er in dieser Frage im Gespräch mit Huub Stevens wohl deutlich mehr überzeugende Argumente.

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