Europas Fußball-Adel begrüßt das Mitglied Schalke 04

Wie sich die Gelsenkirchener am Einzug ins Halbfinale der Königsklasse berauschen.

Gelsenkirchen. Es war ihm anzusehen, dass noch ein wenig Scheu dabei war. Raúl stand auf einer Empore vor der Nord- und damit der Fankurve in der Schalker Arena und sollte den Einpeitscher mimen.

Halb in spanisch, halb in deutsch versuchte der 33-Jährige die Massen zu begeistern und sorgte damit für einige Lacher. Aber er hätte an diesem historischen Abend wohl auch ein Kinderlied anstimmen können, der euphorischen Stimmung unter den 54 000 Zuschauern hätte dies keinen Abbruch getan.

Das 2:1 gegen Inter Mailand, bei dem der Spanier einen Treffer selbst erzielte (45.) und den zweiten durch Benedikt Höwedes (81.) glanzvoll vorbereitet hatte, sorgte für einen der wertvollsten Momente in der Geschichte des FC Schalke 04.

Auch der zwischenzeitliche Ausgleich durch Thiago Motta (48.) konnte daran nichts ändern. Nach dem 5:2 im Viertelfinal-Hinspiel in Mailand stehen die Königsblauen erstmals im Halbfinale der Champions League. „Das ist ein historischer Moment. Dafür bin ich nach Schalke gekommen“, sagte Raúl.

Die Souveränität des Schalker Erfolgwegs in der Königsklasse spricht eine eigene Sprache. Sieben Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage lautet die Zwischenbilanz dieses nicht enden wollenden Erfolgswegs.

„Die Mannschaft hat überragend verteidigt“, sagte Trainer Ralf Rangnick. Und dennoch verspürt das Team unter dem 52-Jährigen den Drang, Spiele für sich zu entscheiden, egal um welchen Gegner es sich handelt.

Spielfreude, Teamgeist, Leidenschaft und Einsatzwille sind plötzlich Attribute für ein Team, das noch vor wenigen Wochen ziellos wie ein angeschlagener Boxer kurz vor dem K.o. über das Feld taumelte. Und das plötzlich in der Lage ist, seine Zuschauer zu verzücken.

„Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn“, jubilierte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der während der Partie in seiner Loge Alex Ferguson zu Gast hatte. Der „ewige“ Trainer von Manchester United dürfte sich ein Bild davon gemacht haben, welch schwierige Aufgabe auf seine Mannschaft zukommen wird.

„Wir sind wieder klarer Außenseiter. Aber wenn alles passt, gibt es auch die Chance, ins Finale einzuziehen“, kündigte Ralf Rangnick an.

Diese für die Schalker so turbulent verlaufene Saison mit Abstiegskampf in der Bundesliga und der unvermeidbaren Trennung von Felix Magath hat im letzten Moment eine rasante Kehrtwende genommen und den gesamten Klub in Lichtgeschwindigkeit überholt.

Mit den Einnahmen von nun mehr als 50 Millionen Euro allein aus der Champions League sollen, wie Tönnies ankündigte, zum einen Schulden getilgt, zum anderen Investitionen in die Mannschaft unternommen werden.

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