Achter Platz im Mixed Erster WM-Synchronschwimmer: „Emotional was Besonderes“

Budapest (dpa) - Tropfnass, in enger blauer Badehose und ein bisschen unzufrieden - direkt nach dem ersten WM-Finale überwiegt bei Synchronschwimmer Niklas Stoepel der Ärger über die sportliche Leistung.

Achter Platz im Mixed: Erster WM-Synchronschwimmer: „Emotional was Besonderes“
Foto: dpa

„Eigentlich ist hier alles gut, aber wir sind scheiße geschwommen“, sagt der 25 Jahre alte Glatzkopf bei strahlendem Sonnenschein am extra errichteten Pool im Stadtwäldchen von Budapest. Als erster deutscher Mann war er in seiner Sportart bei einer Weltmeisterschaft gestartet. Mit Amelie Ebert wurde er im Mixed Duett Achter.

„Wir sind ja als Sportler hier und nicht als Touristen“, erklärte Stoepel seine Enttäuschung. Wenig später zeigte er dann doch etwas Freude über seine Premiere auf ganz großer Bühne in Ungarn. „Das erste Finale war emotional schon was Besonderes“, meinte er. Ebert bestätigte ihn: „Es war eine Ehre im Finale zu schwimmen. Das Allergrößte, was man erreichen kann.“

Als erstes der zehn Paaren hatten die beiden am Morgen die Freiluftanlage direkt am Heldenplatz betreten. Mit durchgedrückten Rücken und nach vorne gereckter Brust winkten sie ins Publikum. „Vor so vielen Zuschauern wie hier sind wir noch nie geschwommen“, sagte Ebert.

Mit 70,3147 Punkten lagen die Bochumer am Ende rund 17 Zähler hinter Bill May und Kanako Kitao Spendlove aus den USA, die auf den Bronzerang kamen. Den Titel holten die Italiener Manila Flamini und Giorgio Minisini vor Michaela Kalantscha und Alexander Malzew aus der ansonsten dominierenden Synchronschwimm-Nation Russland.

Seit 2015 in Kasan sind männliche Athleten bei Weltmeisterschaften in der Frauen-Domäne zugelassen. Doch Drei-Tage-Bärte und Koteletten im Synchronschwimmbecken bleiben selten, sieben von neun Entscheidungen sind weiter den Damen vorbehalten.

„Man legt auf ganz andere Sachen Wert“, sagt Ebert zum Synchronschwimmen mit einem Mann. „Man kann mehr Hebefiguren und ganz andere Elemente einbauen“, erklärt sie den Unterschied zum reinen Frauen-Synchronschwimmen.

Obwohl das frühere Reigenschwimmen Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein reiner Männersport war, gab es Widerstand, als in Kasan zum ersten Mal Männer um WM-Ehren schwimmen sollten. Russlands Sportminister Witali Mutko hatte die neue Ära in der Sportart als „dumme“ und „fehlerhafte“ Entscheidung gegeißelt. Auch von einigen Athletinnen hatte es Kritik gegeben. Olympiasiegerin Swetlana Romaschina hatte sich „kategorisch gegen Männer in unserer Sportart“ ausgesprochen.

Bei Olympia sind Männer im Synchronschwimmen weiter ausgeschlossen. „Da ist das Problem natürlich noch da“, sagt Stoepel. Dass Männer in seiner Sportart nicht an den Spielen teilnehmen dürfen ist für ihn „Unrecht“. Und Ebert sagt: „Wir hoffen, dass sich das demnächst ändert.“

Erst einmal steht am Freitag noch der Vorkampf und am Samstag das Finale in der freien Kür bei der WM an. „Wir hoffen auf einen neunten Platz“, gibt Stoepel das Ziel vor. „In erster Linie wollen wir besser schwimmen als heute.“ Sollte das gelingen, könnten sie als WM-Neulinge die Atmosphäre in Budapest voll und ganz genießen. Schließlich sind sie ja nicht als Touristen da.

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