EM 2012/Gruppenauslosung in Warschau: Keine "Hammergruppe" für Deutschland

Warschau. Am Sonntag schaut die Fußballwelt (auch) nach Warschau. Dort wurden ab 12 Uhr die Qualfikationsgruppen für die EM 2012 in Polen und in der Ukraine ausgelost.

Deutschland musste diesmal wenig bangen: Die Mannschaft war als Gruppenkopf gesetzt. Gezogen wurde keine "Hammergruppe". Die Gegner heißen: Türkei, Österreich, Belgien, Kasachstan und Aserbaidschan.

Von den EM-Arbeiten am Warschauer Nationalstadion konnte sichUEFA-Präsident Michel Platini am Wochenende selbst ein Bild machen. Beiseinem Besuch in der polnischen Hauptstadt verteilte der mächtigeFranzose trotz einiger Baustellen eifrig Komplimente für die Gastgeberder Fußball-Europameisterschaft 2012.

„Es gibt noch Dinge zuverbessern, aber wir haben noch zwei Jahre Zeit und keine größerenProbleme“, erklärte Platini am Rande der Auslosung derQualifikations-Gruppen für die EM 2012. Die Gastgeberländer Polen undUkraine lobte der Europameister von 1984 für ihren „Enthusiasmus“. „Siearbeiten gut und wir sind sicher, dass die EM ein Erfolg wird.“

Nicht weit entfernt vom imposanten Kulturpalast schufteten auch am Tagder Auslosung bei Minustemperaturen mehrere Arbeiter auf der BaustelleNationalstadion. „Wir arbeiten auch samstags und sonntags“, sagte DariaKulinska, die Sprecherin des Nationalen Sportzentrums. Nach derjüngsten Kältewelle mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad geht dieArbeit wieder im Zwei-Schichten-Takt weiter. Im Einsatz sind zur Zeit1030 Arbeiter. „Wir sind im Zeitplan“, betonte Kulinska.

Sogar unerwartete Zwischenfälle wie ein unter der Erde gefundenerBlindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg können die Bautätigkeit nur füreinen kurzen Augenblick aufhalten. Im Nationalstadion der polnischenHauptstadt soll am 9. Juni 2012 das EM-Eröffnungsspiel stattfinden. DieAuslosungszeremonie im altehrwürdigen Kulturpalast wurde von PolensEx-Nationalspieler Zbigniew Boniek als erste große Bewährungsprobeeingeschätzt.

Bonieks ehemaliger Mitspieler Grzegorz Lato, heutePräsident des polnischen Fußballverbandes PZPN, glaubt, dass die EM„die Entwicklung in meinem Heimatland Polen in die richtige Richtungbeschleunigt hat“. Im Gespräch mit www.uefa.com räumte Lato aber auchein, dass es „noch eine Menge zu tun gibt“.

Doch nicht an allen polnischen Standorten herrscht solcher Optimismuswie in Warschau. In Breslau gibt es beim Stadionbau eine halbjährigeVerzögerung. Um das Schlimmste abzuwenden, hatte Breslau den Vertragmit einem polnischen Unternehmen aufgekündigt und eine deutsche Firmageholt.

Es droht aber ein Gerichtsprozess, der die Investitiongefährden könnte. „Wir schaffen es bis Ende Juni 2011“, versichertetrotzdem der regionale Verwaltungschef. Die UEFA sei mit dem Termineinverstanden, trösten sich die Breslauer Machthaber.

Der Verzug beim Breslauer Stadion ist allerdings für die polnischenGastgeber nicht der einzige Grund zur Sorge. Wie das Nachrichtenmagazin„WPROST“ im Januar unter Berufung auf einen angeblichen Bericht desstaatlichen Rechnungshofes (NIK) warnte, soll es bei vielenInfrastruktur-Projekten Verzögerungen geben.

Danach werden wichtigeStraßenverbindungen, Bahnhöfe, Flughäfen und Bahn- Strecken nichtrechtzeitig zur EM fertig, hieß es im Zeitungsbericht. Doch die NIKberuhigte die Gemüter: Es gebe vorerst nur Teilberichte, mit einervollständigen Bewertung sei erst im Frühling zu rechnen.

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