Eishockey Streit im Eissport-Verband eskaliert

Als ihn die Mitglieder abwählen wollen, bricht Präsident Wolfgang Sorge die Sitzung ab. Sein Verband könnte zerfallen.

Symbolbild.

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Foto: Peggy Nieleck

Düsseldorf/Dortmund. Wolfgang Sorge war vorbereitet. Vor der Jahreshauptversammlung des Landes-Eissport-Verbandes NRW (LEV) hatte der umstrittene Präsident seine größten Kritiker erst mit Klagen überzogen, um sie von der Sitzung ausschließen zu können. Am Montagabend selbst hatte er dann extra Sicherheitspersonal am Eingang postieren lassen, falls es doch einer aus der widerspenstigen Eishockey-Sparte versuchen sollte, den Saal zu betreten. Sie versuchten es auch, und wurden daran gehindert.

Aber auch die Gegenseite war vorbereitet. Weil es doch genügend Kritiker gab, die es in den Saal schafften, setzten diese zunächst durch, dass die Sitzung öffentlich stattfindet, so durften die ausgesperrten Kollegen zumindest als Zuschauer rein. Dann verabschiedeten sie, den Antrag zur Abwahl des Präsidiums vorzuziehen. Sorge wischte das zwar routiniert vom Tisch. Als er merkte, dass er damit nicht durchkommt, bracht er die Sitzung ab. „Es war lächerlich, man hat den Eindruck, dass man auf demokratischem Wege nichts machen kann“, sagt Stavros Avgerinos, Präsident des EV Duisburg und einer, der am Einlass gehindert wurde.

Dieser Montagabend in Dortmund, er war eine neue Stufe der Eskalation im Machtkampf der Eissportler an Rhein und Ruhr. Die Eishockey-Clubs gehen seit langem auf Distanz zum Präsidium des Mehrsparten-Verbandes und haben jüngst ihren eigenen, reinen Eishockey-Verband gegründet. Sorge kümmere sich mehr um Klagen gegen Mitglieder als um den Sport an sich, heißt es. Er sperre sogar Kinder-Teams, um Druck auf unliebsame Vereine auszuüben.

Deswegen treten die meisten Eishockey-Vereine nun Ende des Jahres aus. Aber sie wollten nicht wortlos gehen, sie wollten ihn auf ihrer letzten Sitzung abwählen. Das ist zwar gescheitert, aber trotzdem könnte es eng werden für den über Jahrzehnte allmächtigen Strippenzieher Sorge. „Wenn ich Security brauche, um vor meine Mitglieder zu treten, dann schmeiße ich hin, dann stelle ich mich doch nicht hin und tue so, als sei alles in Ordnung“, sagt Avgerinos.

Doch es geht nicht nur um moralische Fragen, auch ganz konkret droht Sorge Ungemach. Am Montag war Golo Busch, Rechtsanwalt des Landessportbundes (LSB) und Fachmann für Vereinsrechts, anwesend. Er sah mit eigenen Augen, wie der LEV regiert wird. Nun soll es ein Treffen im Hause des LSB, der höchsten sportpolitischen Instanz des Landes, geben. Herauskommen könnte, dass der LSB dem Eissportverband die Zuschüsse streicht. Weil kommendes Jahr ohnehin schon das Geld aus dem Eishockey wegfällt, würden die beiden größten Einnahmequellen versiegen. Der Eissportverband könnte in seine Einzelteile zerfallen.

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